Am Mittwoch verschwand die kleine Camila (†8), als sie auf dem Weg zu Nachbarn war – noch an demselben Abend wurde sie tot auf einer Strasse am Stadtrand aufgefunden. Auf einem Überwachungsvideo soll laut Medienberichten zu sehen sein, wie eine Frau kurz davor ein Bündel im Kofferraum eines Taxis verstaute. Es wird vermutet, dass sie so die Leiche verschwinden liess.
Camila soll vergewaltigt und anschliessend erstickt worden sein. Ihre Familie verlangte die sofortige Verhaftung der Frau, doch die Behörden taten nichts. Die Empörung der Stadtbewohner schlug daraufhin in Gewalt um: Um das Haus der angeblichen Mörderin bildete sich ein wütender Mob, wie mexikanische Medien berichten.
Sie sollte in Sicherheit gebracht werden
Die mögliche Verdächtige wurde daraufhin am Donnerstag von der Polizei abgeholt, um in Sicherheit gebracht zu werden. Zuvor wurde frühmorgens bereits ihr Partner verhaftet, der das Mädchen vergewaltigt haben soll. Auf der Ladefläche eines Pick-ups wurde sie durch die Stadt gefahren – was zu ihrem Todesurteil wurde.
Der wütende Mob zog die Frau an den Haaren vom Auto und schlug auf sie ein. Von Blut überströmt lag die mutmassliche Mörderin am Boden, um sie herum eine Menschenschar, die immer weiter auf sie eintrat und die Gewalttat mit ihren Handys filmte. Die Polizei schritt nicht ein – sie schaute nur zu. Auch zwei Männer wurden attackiert – sie sollen die Söhne der zu Tode gelynchten Frau sein. Die beiden befinden sich nun in einem Spital, ihr Zustand sei jedoch stabil, wie Staatssekretärs Francisco Rodríguez mitteilte.
Frau starb in Verwaltungs-Büro
Erst als ein Trauerumzug für Camila in die Strasse der Gewalttat einbog, hörten die Angreifer auf, auf die reglose Frau einzutreten. In Videos hört man Anwesende schreien: «Der Wagen des Mädchens kommt, bringt sie weg, aus Respekt!» Daraufhin transportierte die Polizei sie von der blutverschmierten Strasse ab.
Aufgrund der schweren Verletzungen verstarb sie im Büro der öffentlichen Verwaltung, wo sie anstelle eines Spitals hingebracht wurde. Der Bürgermeister von Taxco, Mario Figueroa, sagte dazu nur, dass die Polizisten eben keine Ärzte seien. Sie wären nicht dafür zuständig, den Gesundheitszustand einer Person zu kennen. Der wütende Mob machte sich selbst zu Mordverdächtigen. Die Staatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen an.
Tat geschah nur Stunden vor Karprozession
Die örtliche Grundschullehrerin Felipa Lagunas zeigte sich schockiert: «Ich hätte nie gedacht, dass wir in einem touristischen Ort wie Taxco einen Lynchmord erleben würden.» Was sie besonders beschäftigte: Die Gewalttat fand nur wenige Stunden vor der alljährlichen Karprozession statt, die in der Stadt seit Jahrhunderten Tradition ist und Tausende Touristen anlockt.
«Ich dachte, es wäre etwas Fernes, an Orten weit weg von der Zivilisation», sagt Lagunas weiter, «ich hätte nie gedacht, dass meine Gemeinde das an einem so besonderen Tag erleben würde.» Bei der Prozession peitschen sich vermummte Männer aus und tragen, um an die Leiden von Jesus zu erinnern, Brombeergebüsch durch die Stadt. (zun)