Was Politiker mit ihrer Freizeit anstellen, ist ihnen überlassen. Selbst wenn sie dabei wilde Orgien feiern wollen, kann ihnen das grundsätzlich niemand verbieten. Das gilt auch für die Mitglieder des EU-Parlaments in Brüssel.
Problematisch wird es, wenn sie dabei gegen die bestehenden Corona-Massnahmen verstossen – und von der Polizei erwischt werden. Genau das ist aber nun am vergangenen Freitag in der belgischen Hauptstadt passiert.
Flucht durchs Fenster
Wegen Verdachts auf eine illegale Corona-Party war die Polizei im Stadtzentrum alarmiert worden. Vor Ort stiessen die Beamten dann auf eine Szenerie, die Augenzeugen später als «Orgie» umschreiben sollten.
Gemäss belgischer Medien fanden die Einsatzkräfte nebst Drogen auch 25 Männer in einem Apartment – alle komplett nackt. Und: Einer der Orgien-Teilnehmer habe noch versucht, vor der Polizei zu fliehen. Beim Versuch, den Einsatzkräften durch ein Fenster zu entkommen, verletzte er sich aber und konnte kurz darauf festgenommen werden.
Mehrere Orgien-Teilnehmer beriefen sich auf Immunität
Beim Verletzten handelt es sich ausgerechnet um den ungarischen Abgeordneten Jozsef Szajer. Der 59-Jährige gilt als enger Vertrauter von Ungarns rechtskonservativen Premierminister Viktor Orban (57). Als solcher war Szajer massgeblich bei der Ausarbeitung eines neuen Verfassungspassus' beteiligt, der Rechte von Homosexuellen in Ungarn einschränkt und den Ehe-Begriff gezielt auf Hetero-Partnerschaften ausrichtet.
Szajer habe zunächst seine parlamentarische Immunität geltend gemacht. Mittlerweile hat er aber seinen Rücktritt eingereicht und sich mit einer Stellungnahme «für den Verstoss gegen die Corona-Regeln» entschuldigt.
Ryanair macht sich über Vorfall lustig
Unter den übrigen Gästen in dem Apartment waren offenbar noch weitere Diplomaten anwesend. Auch sie beriefen sich auf ihre Immunität. Das Magazin «Politico Europe» verwies mit Blick auf den Vorfall allerdings auf interne Regeln des EU-Parlaments, wonach Abgeordnete sich nicht auf ihre Immunität berufen können, wenn sie bei einem Verstoss erwischt werden.
Und auch in diesem Fall gilt: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Die Fluggesellschaft Ryanair reagierte sofort und twitterte am Dienstag: «Wollen sie Brüssel einfach mal rasch entkommen? Wir bieten Flüge bereits ab 14.99 Euro an (in diesem Fall empfehlen wir aber nicht den Fensterplatz).» (cat)