Ein Mann hat am Samstagabend am 20.40 Uhr in der Nähe der Pariser Oper mehrere Personen mit einem Messer angegriffen. Eine Person starb durch die Attacke, vier wurden verletzt. Vierzig Minuten später wurde der Angreifer von der Polizei erschossen.
Beim Täter handelt es sich laut französischen Medien um Khamzat Azimov (†20), der in Tschetschenien geboren wurde und im Jahr 2010 in Frankreich eingebürgert wurde. Die Eltern des Mannes seien in Gewahrsam und würden befragt.
Der Mann war den Behörden als extremistischer Gefährder bekannt, wie es weiter heisst. Er sei wegen seiner radikalen Ansichten als mögliches Sicherheitsrisiko eingestuft worden, aber nicht vorbestraft gewesen. «Franceinfo» und «LCI» haben ein Foto des mutmasslichen Täters veröffentlicht.
Während seiner Attacke soll der Täter laut Zeugenaussagen «Gott ist gross» auf Arabisch («Allahu akbar») gerufen haben, wie Staatsanwalt François Molins in der Nacht auf Sonntag sagte. Staatspräsident Emmanuel Macron bezeichnete den Täter als Terroristen.
Untersuchung eingeleitet
«Frankreich zahlt erneut den Preis des Blutes, gibt aber gegenüber den Feinden der Freiheit nicht ein Zoll nach», erklärte Macron auf Twitter. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. «Ich lobe im Namen aller Franzosen den Mut der Polizisten, die den Terroristen neutralisiert haben.»
Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Terror-Verdachts, Mordes und versuchten Mordes an Amtsträgern ein. Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) reklamierte den Angriff für sich, wie die auf Auswertung dschihadistischer Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group unter Berufung auf das IS-Sprachrohr Amak meldete.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo erklärte: «Unsere Stadt wurde heute Abend tief verletzt.» Die Attacke ereignete sich in der Nähe der Garnier-Oper, ein Stück nördlich des Louvre-Museums. In dem Viertel gibt es zahlreiche Bars und Restaurants; samstagabends ist dort üblicherweise viel los.
Elektroschocker konnte Täter nicht stoppen
Eine Frau erzählte dem Sender BFMTV, dass sie mit Freundinnen im Aussenbereich eines Gastronomiebetriebs sass, als sie Schüsse gehört habe. «Dann gab es einen Tumult. Die Kellner sagten, dass wir uns in Sicherheit bringen sollten.»
Ein weiterer Zeuge erzählte dem Sender, als die Polizei kam, sei der Mann mit dem Messer auf die Beamten zugerannt. Auch Vertreter der Polizeigewerkschaft Alliance erklärten, der Angreifer habe sich gegen Polizisten gewandt. Demnach versuchte die Polizei zunächst ohne Erfolg, den Täter per Elektroschockgerät zu stoppen. Dann habe ein Polizist geschossen.
Mehrfach Ziel von Anschlägen
Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von islamistischen Terroranschlägen, seit Anfang 2015 wurden dabei mehr als 240 Menschen ermordet. Zuletzt hatte Ende März ein 25 Jahre alter bekennender Islamist vier Menschen getötet - darunter einen Gendarmen, der sich ihm als Austauschgeisel angeboten hatte.
Mehrfach wurde auch Paris von Anschlägen erschüttert. Die verheerendste Attacke war die Terrornacht vom 13. November 2015: Damals hatten mehrere Islamisten-Kommandos bei zeitgleichen Anschlägen unter anderem in einem Ausgehviertel im Osten der französischen Hauptstadt insgesamt 130 Menschen ermordeten.
Zuerst Holland, jetzt Paris
Letzte Woche passierte ähnliches in der niederländischen Grossstadt Den Haag. Dort kam es am Samstagnachmittag zu einer Messerstecherei. Drei Personen wurden verletzt. Die Polizei konnte den Angreifer erst verhaften, nachdem sie ihm ins Bein geschossen hatte. (man/jmh/SDA)