Politiker empören sich über fiesen Trick
Trump kauft den Ländern die Schutzmasken vor der Nase weg

Weil Schutzmasken weltweit knapp sind, fing das Weisse Haus offenbar eine Lieferung für Frankreich ab. Auch Deutschland und Kanada beschweren sich über die Amerikaner.
Publiziert: 04.04.2020 um 15:07 Uhr
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Donald Trump hamstert offenbar Schutzmasken – die eigentlich für ein anderes Land bestimmt waren.
Foto: keystone-sda.ch
Fabienne Kinzelmann

Die Story klingt wie ein schlechter Film: Die USA sollen in China Schutzmasken aufgekauft haben, die eigentlich nach Europa und Kanada geliefert werden sollten. Es geht offenbar um Millionen Exemplare der Masken vom Typ FFP2 und FFP3.

FFP steht für «Filtering Facepiece». Nur diese speziellen, eng anliegenden Atemschutzmasken mit Filter sind für medizinisches Personal im Umgang mit dem Coronavirus zertifiziert. In der weltweiten Corona-Krise sind sie das neue Gold – im Kampf um die Schutzausrüstung griff Donald Trumps Regierung offenbar zum fiesen Trick.

Zuerst fiel die Gaunerei den Franzosen auf. An einem Flughafen in China, von wo aus die Lieferflugzeuge gestartet wären, soll der Kuhhandel stattgefunden haben. Das bestätigte der französische Politiker und EU-Abgeordnete Renaud Muselier (60) dem Nachrichtensender BFMTV.

USA tricksten Frankreich, Deutschland und Kanada offenbar aus

«Die Amerikaner haben das Dreifache geboten», schimpft Muselier, der die Info von einem chinesischen Regionalpräsidenten erhielt. Die Masken seien nun weg. «Das ist unglaublich!» Museliers Kollege Jean Rottner (53), Notfallarzt und Präsident der schwer von der Corona-Pandemie betroffenen Region Grand Est, bestätigte laut Medienberichten den Vorfall. «Auf dem Rollfeld haben die Amerikaner einfach unsere Lieferung gekauft.» Wie viele Regionen weltweit kämpfe sein Gebiet mit dem Mangel an medizinischer Ausrüstung.

Die USA tricksten aber nicht nur Frankreich aus. Berlin vermisst ebenfalls eine Bestellung von 200'000 Masken! Einem Bericht des «Tagesspiegels» zufolge fingen die USA die Lieferung in Bangkok ab. Das sei «moderne Piraterie», empörte sich Berlins Innensenator. Die Bestellung kam von einem US-amerikanischen Hersteller, der in China produziert.

Die Klagen aus Europa sorgten auch in Kanada für Alarm. Premierminister Justin Trudeau ordnete am Donnerstag an, entsprechende «besorgniserregende» Berichte, wonach für sein Land bestimmte medizinische Schutzausrüstung in die USA umgeleitet worden sei, zu überprüfen. Er habe bei einem Hersteller für Hockey-Ausrüstung Hunderttausende Masken bestellt. «Wir müssen sicherstellen, dass die für Kanada bestimmte Ausrüstung nach Kanada kommt und dort bleibt.»

Setzt Trump auf Maskenpflicht?

Die Masken sind in allen stark von Corona betroffenen Ländern rar. Für medizinisches Personal sind die zertifizierten Masken wichtig, um sich selbst und die Patienten vor einer Übertragung des Virus zu schützen. Da bei vielen Infizierten keine oder erst spät Symptome auftreten, hoffen jedoch immer mehr Regierungen, die Ausbreitung des Coronavirus durch eine allgemeine Maskenpflicht einzudämmen. Den Anfang machte Österreich, am Donnerstag änderte auch das deutsche Robert-Koch-Institut seine Empfehlungen dazu.

Und auch Donald Trump (73) will mit der Gaunerei offenbar vorsorgen. Die US-Regierung will in Kürze landesweit neue Empfehlungen für das Tragen von Gesichtsmasken als Massnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus verkünden.

Die zwei grössten Städte des Bundesstaates Kalifornien, Los Angeles und San Diego, empfehlen der Bevölkerung bereits das Tragen einer Schutzmaske. Trump selbst will jedoch bislang keine Maskenpflicht. Der US-Präsident betonte: «Amerikaner, die eine Gesichtsbedeckung tragen wollen, können das für sich selbst entscheiden.»

Schutzmasken sind in den USA Mangelware

Trumps stärkste «Corona-Waffe», die angesehene Ärztin Deborah Birx (63), hatte gewarnt, Masken könnten US-Amerikaner in falscher Sicherheit wiegen. Vielmehr müssten weiterhin die Richtlinien für soziale Kontakte befolgt werden, um sich nicht zu infizieren oder das Virus weiterzugeben.

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus sind Schutzmasken aber auch in den USA bereits zur Mangelware geworden. Trumps Maskenklau-Trick in China passt zur Strategie des US-Präsidenten, dem eigenen Land um jeden Preis Vorteile zu verschaffen.

Im März hatte er bereits versucht, die deutsche Impfstoff-Firma CureVac in die USA zu locken. Hauptinvestor und Fussballmäzen Dietmar Hopp (79) erteilte Trump eine Absage. In einem Interview mit Sport 1 erklärte er: «Es kann gar nicht sein, dass eine deutsche Firma den Impfstoff entwickelt und dieser in den USA exklusiv genutzt wird. Das war für mich keine Option.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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