Plötzlich loben selbst Kritiker John McCain (†81)
Früher Feind, heute Freund

Mit Senator John McCain (†81) hat Amerika einen Helden verloren. Er bleibt als erbitterter Trump-Kritiker und Patriot in Erinnerung. Dabei war der konservative Republikaner lange ein Feindbild der Linken.
Publiziert: 28.08.2018 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:17 Uhr
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Politische Partnerin: In einem möglichen McCain-Kabinett wäre Sarah Palin US-Vizepräsidentin geworden.
Foto: Keystone
Flavio Razzino

Nach seinem Tod wird der republikanische Senator John McCain (†81) zu Amerikas Landesvater und moralischen Instanz hochstilisiert. «Ein ehrenwerter Mann und Patriot im Wortsinn», beschreibt etwa Jimmy Carter, demokratischer US-Präsident in den Jahren 1977 bis 1981, McCain. In die Würdigungen reihen sich weitere Ex-Präsidenten ein. «John McCain war ein Mann von tiefer Überzeugung und ein Patriot höchsten Ranges», schreibt George W. Bush. Und der demokratische Fraktionschef im Senat, Chuck Schumer, macht sich nun stark dafür, dass ein Gebäude des Senats den Namen McCain erhält. «McCain war ein grossartiger Mensch», so Schumer.

Unbeliebter «Maverick»

Die vielen Würdigungen machen dabei fast vergessen, dass McCain vor der Präsidentschaft von Donald Trump weder bei den Demokraten noch bei den Republikanern besonders beliebt war. George W. Bush etwa dichtete ihm bei den Vorwahlen zu den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 ein aussereheliches, schwarzes Kind an. Seiner Partei war der konservative Senator aus Arizona stets zu liberal.

Aber auch Jimmy Carter bezeichnete McCain einst als bösartigen Kriegstreiber. Und Chuck Schumer forderte Barack Obama im Präsidentschaftswahlkampf 2008 auf, McCain, «ein Mann, der 500-Dollar-Schuhe trägt und sechs Häuser hat», endlich viel härter und persönlich anzugreifen.

Dass McCain nach seinem Tod nun trotzdem hoch gelobt wird, hat viele Gründe. Ein ganz wichtiger: McCain galt als letzter republikanischer Widersacher von US-Präsident Donald Trump mit Gewicht.

Als «Maverick» – Einzelgänger – hatte er mit seinem Nein zur Abschaffung von «Obamacare» das Zünglein an der Waage gespielt. Und er war ein lauter Kritiker Donald Trumps, nachdem dieser im Juli Wladimir Putin in Helsinki getroffen und dabei öffentlich die Arbeit der eigenen Geheimdienste angezweifelt hatte.

Trump weigert sich darum zuerst, McCain nach seinem Tod zu würdigen. Das tat er erst nach massivem öffentlichem Druck.

McCain unterstützte viele Kriege

Dank seiner Kritik an Trump stand McCain für die Linken und Liberalen in seinen letzten Jahren auf der Seite der «Guten». Dabei geht vergessen: McCain gehörte zu den einflussreichsten Falken bei den Republikanern. Er unterstützte Bushs Einmarsch in Afghanistan ebenso wie die hochumstrittene Invasion in den Irak 2003 und die Luftangriffe in Libyen unter Obama.

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US-Senator John McCain ist am Samstag, 25. August 2018, im Alter von 81 Jahren verstorben.

Ein peinliches Video aus dem Jahr 2007 machte auch seine Sicht auf den Iran klar: Vor Soldaten der US Army albert er rum, nimmt das Mikrofon in die Hand und stimmt das Lied «Barbara Ann» der Beach Boys an. Den Lied-Text ändert er aber plump auf «Bomb bomb bomb, bomb Iran» um. Zu dieser Zeit ein handfester Skandal – liebäugelte der damalige US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner doch ganz unverhohlen mit einem Militärschlag gegen den Iran. Linke Pazifisten schrie er vor Kameras indes als «low life scumb», also «niederträchtigen Abschaum», nieder.

Alles vergeben und vergessen

Viele glauben, dass McCain sogar mitschuldig an der Wahl Donald Trumps war. Schliesslich macht er, ebenfalls im Wahlkampfjahr 2008, Sarah Palin zu seiner Kandidatin fürs Vize-Präsidium. Damit gab er als einer der ersten Republikaner mit Rang der ultrakonservativen und libertären Tea-Party-Bewegung ein Gewicht. Ein Schritt, den er später bereute.

Das alles ist bei seinen früheren Widersachern vergeben und vergessen. «Er war ein hartnäckiger Politiker, ein vertrauenswürdiger Kollege. Einen wie ihn wird es einfach nicht mehr geben», schreibt Hillary Clinton auf Twitter. Und der demokratische Vize-Präsident Joe Biden schreibt: «John McCains Leben ist der Beweis, dass einige Wahrheiten zeitlos sind. Charakter, Mut, Integrität, Ehre.»

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