Zweimal hat es Joaquin «El Chapo» Guzmán (61) schon geschafft, aus dem Knast zu fliehen. Und es scheint, als hätte er es wieder vor. Das befürchtet zumindest der Richter Brian M. Cogan.
Der Drogenboss wurde am 12. Februar nach einem Monsterprozess in New York in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Seither wartet der Mexikaner in einem Hochsicherheitsgefängnis in Manhattan auf die Verkündung des offiziellen Strafmasses.
Dabei beklagt sich der 61-Jährige über seine Haftbedingungen. So beschwert sich «El Chapo» unter anderem über die Lautstärke und die Helligkeit in seiner Zelle. Auch das «schlammige Wasser» aus der Leitung passe ihm nicht, schreibt die «New York Post».
Weiter fordert der Kriminelle, wenigstens sechs Wasserflaschen pro Woche kaufen zu dürfen sowie «echte» Ohrenstöpsel. Bisher habe er sich einen Lärmschutz aus WC-Papier basteln müssen, davon habe er nun ständig Kopf- und Ohrenschmerzen.
«El Chapo» will im Freien trainieren
Seine Anwälte beantragten vor dem Bundesgericht in Brooklyn, dass ihr Mandant mindestens zwei Stunden pro Woche an der frischen Luft trainieren dürfe. Bisher stand Guzmán hin und wieder ein Ergometer in einer anderen Zelle zur Verfügung.
Richter Brian M. Cogan lehnte den Antrag ab. Ein Angestellter der Justizbehörde sagte der Zeitung sogar: «Ich weiss nicht, worüber er sich beschwert. Wenn man bedenkt, wo er aufgewachsen ist, sollte das Wasser im Gefängnis wie Champagner schmecken.»
Cogan begründete seinen Entscheid mit Guzmáns Ausbrüchen in der Vergangenheit. «Jede Trainingszeit im Freien wäre für diesen Angeklagten problematisch. Er hat aufwändige Fluchten aus zwei Hochsicherheitsgefängnissen erfolgreich geplant und durchgeführt. Sicherlich wäre eine Flucht über das Dach mit einem Hubschrauber einfach im Vergleich dazu.»
Zwei erfolgreiche Ausbrüche
In Mexiko gelang es Guzmán zwei Mal, aus dem Gefängnis auszubrechen: 2001 entkam er in einem Wäschekorb und 2015 durch einen Tunnel, den Komplizen bis unter seine Zelle gegraben hatten.
Auch «echte» Ohrenstöpsel wird «El Chapo» keine bekommen. Der Grund: Er könne sonst vortäuschen, die Anweisungen der Wärter nicht zu hören, so der Richter. Sein Wasserproblem soll offenbar sowieso schon gelöst sein. Laut Protokoll habe er seit April sechs Flaschen pro Woche bekommen.
Guzmán und sein Sinaloa-Kartell sollen zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und grosse Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Das Strafmass soll am 25. Juni verkündet werden. (man)