US-Präsident Joe Biden will die Republikanerin Cindy McCain (66) für einen begehrten Botschafterposten in Westeuropa ernennen. Das berichtete das Portal «Politico» am Montag.
Die Witwe von Kriegsheld und Parteirebell John McCain (1936–2018) – bis zu seinem Tod 2018 war der Senator der lauteste Trump-Kritiker in der republikanischen Partei – soll US-Botschafterin beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen in Rom werden. Bestätigt der Senat die Personalie, wäre Cindy McCain die erste hochrangige Republikaner-Besetzung der Biden-Regierung.
Biden will sich bei McCain damit offenbar für die Unterstützung im Wahlkampf 2020 bedanken. Statt für Trump hatte die bekannte Unternehmerin und Politiker-Witwe in Arizona mit einem «Endorsement» für Biden geworben – und ihm damit möglicherweise den knappen Sieg im umkämpften Bundesstaat beschert. Mit nur 10'457 beziehungsweise 0,3 Prozent der abgegebenen Stimmen lag Biden am Ende in Arizona vorne.
Ihr Mann stand mit Trump auf dem Kriegsfuss
Aktuell durchläuft McCain offenbar den langwierigen Background-Check für den Top-Job in Rom. Es ist in den USA üblich, dass Botschafterposten an besonders engagierte Wahlhelfer vergeben werden. Auch der jeweilige US-Botschafter in der Schweiz ist in der Regel jemand, der dem jeweils amtierenden Präsidenten zum Sieg verholfen hat.
Als Vorsitzende des McCain Institute, einer Denkfabrik in Zusammenarbeit mit der Arizona State University, hat sich Cindy McCain bereits mit der Eindämmung von Hungersnöten und chronischer Mangel- und Unterernährung sowie Menschenhandel beschäftigt. Wie «Politico» berichtet, reiste sie während des Wahlkampfs 2008 mit dem Welternährungsprogramm nach Georgien, um verwundete Soldaten nach einer russischen Invasion zu besuchen, und überwachte auch die Arbeit des Programms in Südostasien und Afrika.
Ihr Mann John McCain, der ihr 1979 laut US-Medienberichten übrigens von der heutigen First Lady Jill Biden (69) vorgestellt wurde, stand mit Donald Trump (74) auf dem Kriegsfuss. Noch vor der Präsidentschaftswahl 2016 zog McCain seine Unterstützung für Trump wegen dessen vulgären und obszönen Äusserungen über Frauen zurück.
Biden will kein republikanisches Regierungsmitglied
Später setzte sich der Senator unter anderem gegen Trumps geplante Abschaffung von Obamacare ein und reichte auch Informationen zur Verbindung zwischen Russland und Trumps Wahlkampagne an das FBI weiter. Trump rächte sich und attackierte den langjährigen Politiker selbst nach dessen Tod – und brachte damit Cindy McCain sowie ihre Tochter Meghan (36), eine bekannte konservative Journalistin, weiter gegen sich auf.
Bevor die Personalie Cindy McCain bekannt wurde, hatte die Biden-Regierung der von Bill Clinton (74), George W. Bush (74) und Barack Obama (59) geprägten Tradition, ein Mitglied des jeweils anderen politischen Lagers ins Kabinett zu berufen, eine Absage erteilt. Auch Trump hatte in seiner Regierung keinen Demokraten eingesetzt. (kin)