Krankenpfleger Lajos Zoltan Jecs schlief zum Zeitpunkt des ersten Bombardements im Sicherheitsraum des Spitals. Um 2 Uhr morgens wurde er plötzlich von einer lauten Explosion geweckt. «Es war absolut schrecklich», berichtet er auf der Internetseite der «Ärzte ohne Grenzen».
«Er war von Blut übersäht»
«Zuerst waren alle verwirrt, dann setzte sich Staub im inneren des Gebäudes ab. Als wir gerade herausfinden wollten, was passiert ist, fielen neue Bomben», erzählt er. «Nach 20 bis 30 Minuten hörte ich einen Pfleger aus der Rettungsstelle meinen Namen rufen. Dann taumelte er mit einer riesigen Wunde an seinem Arm in meine Richtung. Er war von Blut übersäht, überall an seinem Körper verwundet.»
Lajos Zoltan Jecs wollte helfen, aber: «In unserem Sicherheitsraum hatten wir einen kleinen Vorrat an medizinischer Grundausrüstung, jedoch kein Morphium, das seine Schmerzen stoppen konnte.»
«Patient lag tot auf dem Behandlungstisch»
Das Spital ist nach dem Angriff fast vollkommen zerstört, stand in Flammen. «Auf der Intensivstation waren sechs Patienten in ihren Betten verbrannt. Im OP-Saal lag ein toter Patient auf dem Behandlungstisch. Inmitten von Schutt.» Die behandelnden Ärzte konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Viele Menschen werden noch vermisst
Mindestens 19 Personen kamen ums Leben, viele werden noch vermisst. Zum Zeitpunkt des Luftangriffs hatten sich 185 Menschen im Gebäude aufgehalten. Demnach handelte es sich um 105 Patienten und Angehörige sowie mehr als 80 internationale und einheimische Mitarbeiter. Die afghanische und die US-Armee sollen nach einem ersten Einschlag informiert worden sein - trotzdem dauerte der Beschuss offenbar eine halbe Stunde an.
Die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» zeigte sich «zutiefst schockiert». «Wir fordern alle Konfliktparteien auf, die Sicherheit von Gesundheitseinrichtungen und Personal zu respektieren», hiess es in einer Mitteilung. Die genaue Lage des Spitals mit GPS-Koordinaten sei an alle Konfliktparteien kommuniziert worden, auch an Kabul und Washington. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz sprach von einer «entsetzlichen Tragödie». (gru)