Parlaments- und Präsidentenwahl
Wahlen in Kenia angelaufen

Nairobi - In Kenia haben die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen begonnen. Der amtierende Staatschef Uhuru Kenyatta erhofft sich eine zweite Amtszeit von der Wahl. Bereits am frühen Dienstagmorgen bildeten sich vor den Wahllokalen lange Schlangen.
Publiziert: 08.08.2017 um 08:52 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:40 Uhr
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Kenianische Sicherheitskräfte überwachen die Wahllokale während der Präsidentenwahl.
Foto: BAZ RATNER

Im ostafrikanischen Kenia haben am Dienstag die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen begonnen. Die Wahllokale öffneten kurz nach 6 Uhr Ortszeit. Mehr als 19 Millionen Menschen waren nach einer von Gewalt geprägten Woche zu der Abstimmung aufgerufen. Beobachter rechnen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Präsident Uhuru Kenyatta und Ex-Regierungschef Raila Odinga.

Damit kein zweiter Wahlgang nötig wird, muss der Wahlsieger mehr als 50 Prozent der Stimmen insgesamt erhalten und mindestens 25 Prozent in der Hälfte von Kenias Regionen.

Hohe Sicherheitsmassnahmen während der Wahl

Kenia galt lange Zeit als ein stabiler Staat. Beobachter befürchteten gewaltsame Zusammenstösse. Nach den Wahlen 2007 war eine Welle der Gewalt ausgebrochen, die mehr als 1000 Menschen das Leben kostete und rund 150'000 in die Flucht trieb. Am Dienstag werden 180'000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein, um die Wahl abzusichern - neben Parlament und Präsident stehen auch Gouverneure, Senatoren und Frauenvertreterinnen zur Wahl. Tausende Beobachter sollen den Ablauf der Wahlen kontrollieren.

Rund 19,6 Millionen Kenianer hatten sich für die Wahl registrieren lassen. Die Wahllokale sind bis 16:00 MESZ geöffnet. Ergebnisse müssen nach der Verfassung binnen sieben Tagen veröffentlicht werden.

Kenyatta von der Jubilee Partei und sein Herausforderer Raila Odinga vom Parteienbündnis Nasa hatten sich einen harten Wahlkampf geliefert und lagen in jüngsten Umfragen Kopf an Kopf. Neben dem Präsidenten und beiden Kammern des Parlaments wählen die Kenianer in den 47 Verwaltungsbezirken des Landes auch neue Gouverneure und Regionalvertretungen.

Angesichts von rund 16'000 Kandidaten werde es viele Verlierer geben, sagte die Leiterin der Kenianischen Menschenrechtskommission, Kagwiria Mbogori, im Vorfeld der Abstimmung. «Lasst Kenia wegen eurer Enttäuschung nicht brennen», ermahnte sie die Wähler.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kenyatta und Odinga

Für Kenyatta, den Sohn des ersten Präsidenten Kenias, und Odinga, den Sohn des ersten Vizepräsidenten, steht viel auf dem Spiel. Für Odinga, der bereits zum vierten Mal kandidiert, ist es die womöglich letzte Chance auf das höchste Staatsamt. Kenyatta wiederum möchte nicht als erster Präsident in die Geschichte Kenias eingehen, dem nur eine Amtszeit vergönnt war. Er ist seit 2013 Staatschef.

Zwar hat Kenyatta die Infrastruktur des Landes verbessert und einige Grossprojekte vorangetrieben, allerdings werfen ihm Kritiker auch mangelnden Einsatz gegen Korruption vor. Genau die will Odinga entschlossen bekämpfen, ausserdem hat er versprochen, als Präsident günstigen Wohnraum für die rund 48 Millionen Kenianer zu schaffen.

Brutaler Mord vor Wahlen

Die Wahl wird überschattet von dem bislang ungeklärten Mord am Chefaufseher des elektronischen Wahlsystems, Christopher Msando. Das Verbrechen hatte zur Verunsicherung der Wähler beigetragen. Ausserdem warf Odinga, der von 2008 bis 2013 Regierungschef war, Kenyatta immer wieder Wahlmanipulation vor.

Wahlen in Kenia
Die grosse Volkswirtschaft in Ostafrika

Kenia ist ein politisch und wirtschaftlich wichtiger Staat in Ostafrika. Mit 580'000 Quadratkilometern ist er gut eineinhalb Mal so gross wie Deutschland. Das Land hat geschätzt knapp 48 Millionen Einwohner, davon leben 3,5 in der Hauptstadt Nairobi.

Etwa 70 Prozent der Einwohner sind Christen, 20 Prozent Muslime. Obwohl das Land mit einem Bruttoinlandsprodukt von 69,2 Milliarden US-Dollar eins der leistungsfähigsten Volkswirtschaften Ostafrikas ist, leben geschätzte 44 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

Der Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, wird aber von der problematischen Sicherheitslage mit Terroranschlägen der somalischen Miliz Al-Shabaab beeinträchtigt.

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