Jung, weiblich, strenggläubig und gewaltbereit. Immer wieder machen auch Frauen von sich reden, weil sie sich Terror-Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) oder Al Kaida anschliessen. Nach den Attentaten von Paris wird die 26-jährige Hayat Boumeddiene gesucht. Sie ist die Freundin des Geiselnehmers in einem Koscher-Supermarkt, Amedy Coulibaly (†32).
Die Ermittler glauben, Boumeddiene ist eine Komplizin. War sie an der Terror-Planung beteiligt?
Ausreise nach Syrien
Zuerst hiess es, sie sei während des Geiseldramas in einem jüdischen Supermarkt unerkannt entkommen. Dann wurde klar: Die Terror-Braut hatte ein Ticket für einen Flug vom 2. Januar nach Istanbul. Wie die türkische Regierung heute mitteilt, sei Boumeddiene am 8. Januar nach Syrien ausgereist.
Laut der französischen Staatsanwaltschaft ist Boumeddiene eng befreundet mit der Frau von einem der Attentäter auf die Redaktion des Satire-Magazins «Charlie Hebdo».
Die Zeitung «Le Monde» hat verschiedene Bilder von Boumeddiene veröffentlicht, die sie gemeinsam mit ihrem Freund beim Schiesstraining in Südfrankreich zeigen. Die Bilder entstanden während eines Besuchs bei dem berüchtigten Islamisten Djamel Beghal. Die Terror-Brüder, die hinter dem Anschlag auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» stecken, sollen zu diesem ebenfalls Kontakte gepflegt haben.
Selbstmordattentäterinnen und Zwangs-Ehefrauen
Kämpft Boumeddiene inzwischen für den IS in Syrien? Fest steht: Die 26-Jährige wäre nicht die einzige Frau, die sich einer islamistischen Terror-Organisation angeschlossen hat.
Der Terror-Experte Peter Neumann vom britischen King's College sagt zur deutschen Zeitung «Bild»: «Die Mehrheit der Frauen kämpft nicht aktiv an der Front, sie unterstützen die Kämpfer logistisch oder werden mit ihnen zwangsverheiratet. Frauen werden im Dschihad aber auch immer wieder als Selbstmordattentäterinnen eingesetzt.»
Im April 2014 wurden die beiden bosnisch-stämmigen Mädchen Samira Kesinovic (16) und Sabina Selimovic (15) aus Wien vermisst. Sie waren nach Syrien gereist, um für den Dschihad zu kämpfen. Dort wurden sie mit IS-Kämpfern verheiratet.
«Weisse Witwe»: Tod in der Ukraine?
In Grossbritannien sorgte die sogenannte «Weisse Witwe», eine zum Islam konvertierte Britin, für Schlagzeilen. Samantha Lewthwaite (31) war mit dem Islamisten Germaine Lindsay verheiratet, der sich am 7. Juli 2005 in der Londoner U-Bahn in die Luft sprengte. Lewthwaite galt nach dem Attentat jahrelang als verschollen. 2014 soll sie Medienberichten zufolge von einem russischen Heckenschützen getötet worden sein, als sie an der Seite eines ukrainischen Freiwilligen-Bataillons gekämpft habe.
Auch am Anschlag auf die Moskauer U-Bahn im März 2010 waren Frauen beteiligt. Dschennet Abdurakhmanowa (17) und Mariam Tscharipowa (27) aus Tschetschenien wurden als «schwarze Witwen» bekannt. Sie wollten angeblich den Tod ihrer Ehemänner, Rebellen aus dem Kaukasus, rächen.
Bereits 2005 sprengte sich eine 38-jährige Belgierin, Muriel Degauque, bei einem Selbstmordanschlag in Irak in die Luft. Im Mai 2010 stach die Britin Roshonara Choudhry den Parlamentarier Stephen Timms nieder. Die 21-Jährige wollte sich für dessen Zustimmung für den Irak-Krieg rächen. Timms überlebte.
Durchschnittsalter von Dschihad-Anwärterinnen: 18 Jahre
In den USA wurden mehrere junge Frauen bei der Ausreise nach Syrien verhaftet. Eine Dschihadistin aus Michigan, Nicole Mansfield, kam im Mai 2013 bei Kämpfen in Syrien ums Leben.
Wie die Organisation New America herausfand, handelt es sich bei acht Prozent von insgesamt 455 Personen, die weltweit in den Dschihad nach Syrien gereist oder daran gehindert worden waren, um Frauen aus dem Westen. Durchschnittsalter: 18 Jahre. (noo)