Nach monatelanger Flucht haben belgische Sicherheitskräfte den Chauffeur der Selbstmordattentäter auf das Fussballstadion Stade-de-France, Salah Abdeslam (26), gefasst. Ganz in der Nähe seines Elternhauses im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Ist Salah der einzige Überlebende des Terror-Kommandos, das am 13. November 2015 in Paris an mehreren Orten ein Blutbad mit 130 Toten anrichtete? Sollte auch er sich in die Luft sprengen? Entschied er sich im letzten Moment dagegen und floh?
Er liebte das Nachtleben, trank Alkohol
Abdeslam ist nicht ein typischer Dschihadist. Seinen Freunden und Bekannten zufolge pflegte er keinen religiösen Lebensstil. Im Gegenteil: Er liebte das Nachtleben, die Frauen, trank Alkohol und rauchte Cannabis.
Erst wenige Monate vor den Pariser Anschlägen soll er dem Alkohol abgeschworen haben. Zudem habe er angefangen zu beten, wie sein Bruder Mohammed sagt.
Letztes Treffen mit Ex-Verlobter
Abdeslam schien sich der Sache mit dem heiligen Krieg nicht ganz sicher gewesen zu sein: Seine ehemalige Verlobte berichtet von ihrem letzten Treffen mit ihm vor dem Attentat in Paris. Salah sei dabei in Tränen ausgebrochen.
Der 26-Jährige ist Franzose marokkanischer Abstammung. Er wuchs mit zwei Brüdern im für seine Islamisten-Szene berüchtigten Stadtteil Molenbeek auf. Sein Vater arbeitete bei der U-Bahn. 2009 trat Abdeslam eine Stelle als Mechaniker bei den Brüsseler Verkehrsbetrieben an.
Gefängnisaufenthalt, Entlassung
Doch dann lernte Abdeslam Abdelhamid Abaaoud kennen, der später einer der bekanntesten belgischen Dschihadisten werden sollte und als Drahtzieher der Anschläge von Paris gilt. Die beiden landeten 2010 wegen eines Einbruchs im Gefängnis. Das war der Beginn von Abdeslams Radikalisierung.
Wegen der einmonatigen Gefängnisstrafe verlor er 2011 seine Arbeit. Danach arbeitete er in der Bar seines älteren Bruders Brahim.
Gescheiterte Dschihad-Reise
Im Januar 2015 wollte sich Abdeslam zusammen mit Brahim dem Islamischen Staat (IS) in Syrien anschliessen, schreibt «Le Monde». Doch die beiden schafften es nicht bis in den Dschihad. Die türkische Polizei stoppte sie an der Grenze und schickte sie zurück nach Belgien.
Seither standen beide Brüder unter Beobachtung. Trotzdem konnte nicht verhindert werden, dass sich Brahim später in Paris in die Luft sprengte und zahlreiche Menschen mit sich in den Tod riss.
Rätselhafter Sprengstoffgürtel
Am Abend der Anschläge soll Salah Abdeslam die Stade-de-France-Angreifer mit einem Renault zum Fussballstadion gefahren haben. War er wirklich nur der Chauffeur? Ein im Pariser Vorort Montrouge gefundener Sprengstoffgürtel gehörte möglicherweise ihm. Sein zweiter Bruder Mohammed behauptet, Salah habe seine Selbstmordaktion abgebrochen. (noo/SDA)