Die Menschen dürften keine Angst vor Mitgliedern anderer Ethnien oder Religionen haben, sagte Papst Franziskus am Sonntag in der Hauptstadt Bangui vor der Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza. «Ich komme als Pilger des Friedens und als Apostel der Hoffnung», sagte der 78-Jährige.
Samba-Panza bat Franziskus um Vergebung für die Gewalt in ihrem Land, die sie als «Abstieg in die Hölle» bezeichnete. «Zentralafrikaner haben anderen Zentralafrikanern unaussprechliches Leid zugefügt», sagte sie. Allein die Präsenz des Papstes in Bangui sei aber «ein Sieg des Glaubens über die Angst».
Der Papst-Besuch fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt; Hunderte Blauhelmsoldaten mit Maschinenpistolen sicherten die Route des Papstes.
In seiner ersten Rede in dem Land sprach Franziskus jedoch nicht direkt vom Konflikt der Religionsgruppen, der das Land seit über zwei Jahren erschüttert. Dabei stehen sich muslimische Rebellen und christliche Milizen gegenüber. Tausende wurden getötet. Jeder fünfte Einwohner ist vor der Gewalt geflohen. Beiden Konfliktparteien werden schwerwiegende Gewalttaten vorgeworfen.
Franziskus' zweite Station in Bangui war ein Flüchtlingslager, in dem knapp 4000 überwiegend christliche Vertriebene auf engstem Raum zusammenleben. Dutzende Kleinkinder standen Spalier für den Papst, er schüttelte geduldig Hände und segnete die Kinder.
Franziskus forderte die Bewohner zu Toleranz und Vergebung auf. «Ich wünsche Euch, dass ihr in Frieden leben könnt, ungeachtet der verschiedenen Ethnien, der Kulturen, der Religionen oder des sozialen Status.»
Der Friede im Land ist brüchig. Nach einem Zwischenfall im Oktober wurden bei einer neuen Gewaltwelle UNO-Angaben zufolge 80 Menschen getötet und 400 weitere schwer verletzt.
Franziskus war die Reise in die Zentralafrikanische Republik besonders wichtig. Es ist das erste Mal, dass er in ein Krisengebiet reist. Er folgt damit seinem Ziel, an die Ränder der Kirche zu gehen, zu den Armen, Vergessenen und Notleidenden.
Während einer Abendmesse in der Kathedrale von Bangui richtete das Oberhaupt der katholischen Kirche einen Appell «an alle, die zu Unrecht Gebrauch von Waffen dieser Welt machen, diese Instrumente des Todes niederzulegen». Gott werde «in diesem Kampf das letzte Wort behalten», nämlich das der Liebe.
Als Zeichen der Solidarität mit den 1,7 Millionen Katholiken in der Zentralafrikanischen Republik, die etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, öffnete der Papst während der Eucharistiefeier bereits jetzt die «Heilige Pforte». Damit läutete er das «Heilige Jahr der Vergebung und Versöhnung» ein. Eigentlich beginnt dieses erst am 8. Dezember.
Die Zentralafrikanische Republik ist einem UNO-Index zufolge das drittärmste Land der Welt. Der Konflikt hatte zunächst wirtschaftliche Hintergründe, entwickelte sich jedoch nach dem Sturz des christlichen Präsidenten François Bozizé durch muslimische Rebellen 2013 zu einem Konflikt zwischen den Religionsgruppen.
Franziskus war aus Uganda angereist. Der Vatikan liess sich bei den Reiseplänen auch nicht von der desolaten Infrastruktur und der schwierigen Sicherheitslage abschrecken.
Die überforderte Übergangsregierung kann seine Sicherheit nicht garantieren, der Vatikan verlässt sich daher auf die rund 11'000 Blauhelmsoldaten und die etwa 900 französischen Truppen in und um Bangui. Obwohl in dem Land viele Waffen zirkulieren, wollte der Papst auch in Bangui nicht auf das offene Papamobil verzichten.
Vor dem Abschluss seines Besuches am Montag wird sich Franziskus in einer Moschee mit Vertretern der muslimischen Gemeinde treffen. Die meisten Muslime sind wegen des Konfliktes jedoch bereits aus Bangui geflohen.
Zuvor hatte Franziskus im Rahmen seiner elften Auslandsreise Kenia und Uganda besucht. Für Franziskus war es die erste Reise nach Afrika, wo die katholische Kirche weltweit am schnellsten wächst.