Papst will mehr Mut und Milde
«Die Welt von heute braucht Zärtlichkeit»

In der Christmette an Heiligabend hat Papst Franziskus mehr Mut zur Zärtlichkeit gefordert. Lösungen könnten nicht nur sachlich und effizient sein. Heute Mittag wird Franziskus den Segen «Urbi et Orbi» sprechen.
Publiziert: 25.12.2014 um 08:17 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:02 Uhr
Fordert mehr Zärtlichkeit: Papst Franziskus bei der Christmette
Foto: Keystone

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend in der Christmette fehlende Zuneigung in der Welt bemängelt. «Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit», sagte das Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken während seiner Predigt im Petersdom in Rom. Zugleich hob der Pontifex «die Geduld Gottes» hervor.

In und vor der Basilika hatten sich Tausende Menschen versammelt, um den Worten des Papstes zuzuhören. Die Christmette ist ausser der päpstlichen Ansprache und dem Segen «Urbi et Orbi» am ersten Weihnachtsfeiertag der Höhepunkt der christlichen Weihnacht.

Franziskus sagte bei seiner Predigt vor 5000 Gläubigen im Petersdom: «Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen, oder ziehen wir es vor, sachliche Lösungen zu suchen, die vielleicht effizient sind, aber der Glut des Evangeliums entbehren?»

«Gott kennt keinen Wutanfall»

Der 78-jährige Argentinier sprach von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. «Auch wir sind in dieser Heiligen Nacht durch die Finsternis, welche die Erde umhüllt, zum Haus Gottes gekommen.» Gott kenne «keinen Wutanfall und keine Ungeduld. Er ist immer da, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn».

Der österreichische Musikdirektor Manfred Honeck vom Pittsburgh Symphony Orchestra dirigierte bei der Messe Mozarts «Et incarnatus est». Draussen auf dem Petersplatz leuchteten feierlich der Weihnachtsbaum aus Kalabrien und die Krippe aus Verona. Erstmals wurde die Christmette, die Franziskus zum zweiten Mal leitete, in 3D live übertragen.

Kinder unter anderem aus Italien, Korea und den Philippinen - Länder, die der Papst bereist hat oder noch besuchen wird - hatten den Pontifex beim Einzug in den Petersdom begleitet und Blumen vor einer Figur des Jesuskindes niedergelegt.

Anruf im Flüchtlingslager

Vor der Christmette hatte Franziskus ein Flüchtlingslager für verfolgte Christen im Nordirak angerufen, um den Menschen dort Mut zu machen. Die Menschen in dem Camp von Ankawa waren im Sommer aus Mossul und der Ninive-Ebene gekommen, von wo sie vor den Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflohen waren.

«Denken wir an die Kinder, wenn Jesus zu uns kommt. Und ich denke auch an die Grosseltern, die Älteren», fügte er hinzu. «Ich bin Euch nahe, von ganzem Herzen sehr nahe.»

Am Donnerstag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, spricht Franziskus um die Mittagszeit seine Weihnachtsbotschaft und wird dann den Segen «Urbi et Orbi» (für die Stadt und für die Welt) geben. Das Ereignis wird weltweit im Fernsehen und Internet übertragen, Millionen sehen regelmässig zu.

Der Papst hatte wenige Tage vor Weihnachten für Aufregung gesorgt, als er gegen die Bürokratie und Machtversessenheit der römischen Kurie gewettert und deren «15 Krankheiten» aufgelistet hatte. (SDA)

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