Die Kokablätter helfen gegen die Höhenkrankheit, aber der 78-Jährige verzichtete auf den Konsum. Es ist der erste Papstbesuch seit 1988 in Bolivien.
Franziskus fehlt ein Teil des rechten Lungenflügels, daher war die Ankunft in der dünnen, sauerstoffarmen Luft nicht ohne Risiko. Nach einem daher auf wenige Stunden begrenzten Aufenthalt in der Metropole La Paz ging es in die grösste Stadt, Santa Cruz im Tiefland, wo ebenfalls Hunderttausende «el Papa» feierten.
Der Argentinier hat auf seinem Heimatkontinent quasi ein Heimspiel. Nach Santa Cruz waren auch viele Argentinier gereist.
Dort geisselte der Papst am Donnerstag an einer Messe vor über einer halben Million Menschen die Konsumgier in der Welt. Es gebe eine Logik, «alles in Käufliches zu verwandeln». Diese Logik ziele darauf ab, alle auszuschliessen, «die nicht produzieren, die nicht als geeignet und würdig betrachtet werden.»
Besonders lobte der Papst die Bemühungen in Bolivien für ein friedliches Zusammenleben der vielen Ethnien, in der Messe wurden auch Teile in den Indígena-Sprachen Guaraní, Quechua und Aymara vorgetragen. «Wie viel Freude bereitet es uns zu wissen, dass das Spanische, das in diese Länder gebracht wurde, heute mit 36 indigenen Sprachen zusammenlebt und sich vermischt», sagte Franziskus.
In dem 10-Millionen-Einwohner-Land müssen rund ein Viertel der Einwohner mit zwei Dollar oder weniger am Tag auskommen - aber durch die Verstaatlichung des Erdgassektors machen Bereiche wie Infrastruktur und Gesundheitsversorgung Fortschritte, das Land weist für Südamerika überdurchschnittliche Wachstumsraten auf.
Die achttägige Reise nach Ecuador, Bolivien und Paraguay soll gerade diesen oft wenig beachteten Ländern in der Region und ihren Menschen Mut machen. Bolivien ist stark katholisch geprägt, es gibt aber auch einen grossen Einfluss evangelikaler Pfingstkirchen und von Naturreligionen.
Präsident Morales ist zwar auf Konfrontationskurs mit der heimischen Kirche, umschmeichelt den Papst aber als Verbündeten im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung. Kirchliche Organisationen werfen dem ersten indigenen Präsidenten des Landes daher eine Instrumentalisierung des Papstbesuches vor.
In La Paz erinnerte Franziskus an der Wegstrecke des Papamobils an den vor 35 Jahren ermordeten Ordensbruder Luis Espinal - wie Franziskus ein Jesuit. Der Konvoi stoppte an einem Kreuz, das an Espinal erinnert. «San Lucho» war ein Vorkämpfer für Demokratie, geisselte die Verbrechen der Militärdiktaturen und klagte den Drogenhandel an. Seine Mörder wurden nie gefasst.