Die Zeit in Athen wird immer knapper: Die Europäische Zentralbank (EZB) befürchtet Insidern zufolge, dass die griechischen Banken am Montag womöglich nicht mehr öffnen können.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, habe der Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem während den Griechenland-Gesprächen in Luxemburg EZB-Ratsmiglied Benoît Cœuré gefragt, ob die griechischen Banken am heutigen Freitag öffnen könnten. «Morgen ja. Montag – ich weiss es nicht», soll Coeuré geantwortet haben.
Der ungelöste Schuldenstreit und die drohende Staatspleite haben zuletzt einen regelrechten Run auf die Banken ausgelöst.
Allein in den ersten drei Tagen der Woche haben Kunden Bankenkreisen zufolge rund zwei Milliarden Euro abgehoben, gestern Donnerstag sollen es weitere 1,2 Milliarden gewesen sein, wie die konservative griechische Zeitung «Kathimerini» berichtet.
Griechen erwartet wegweisendes Wochenende
Beobachter spekulieren nun, dass die zahlreichen Gerüchte über mögliche Liquiditätsprobleme der Banken bereits ausreichen könnten, um die Griechen derart zu verunsichern, dass sie noch vor dem Wochenende massenweise die Bankomaten aufsuchen.
Schon während der Zypern-Krise hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erklärt, dass die Enteignung der Sparer zur Rettung der Banken grundsätzlich über das Wochenende erfolge. Bankeinlagen seien eine «sensible Sache», daher mache man das «am besten am Wochenende».
Damals war es in Zypern zu tumultartigen Szenen gekommen. In Limassol versuchten aufgebrachte Bürger, die Bankomaten aus ihrer Verankerung zu reissen und zu zertrümmern, um an Bargeld zu kommen.
Ein Szenario, das nun auch den Griechen drohen könnte. Es wäre gleichzeitig der von vielen befürchtete Todesstoss für die Banken des Landes.
Weitere Milliarden-Kredite für griechische Banken?
Bankenvertretern zufolge hat die EZB für den heutigen Freitag eine Telefonkonferenz angesetzt, in der sie über eine weitere Aufstockung der Nothilfen für Griechenlands Banken beraten will.
Erst am Mittwoch hatte sie die Obergrenze für Liquiditätshilfen der Athener Notenbank für die Geldhäuser des Landes um 1,1 Milliarden Euro auf 84,1 Milliarden Euro angehoben, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Finanzkreise berichtete.
Die Banken von Athen bis Tessaloniki sind in grossem Umfang auf diese Geldspritzen angewiesen, die im Fachjargon «ELA» (emergency liquidity assistance) genannt werden.
Das ELA-Programm ist derzeit die zentrale Finanzierungsquelle für die Geldinstitute in Griechenland. Die ELA-Kredite werden zu deutlich schlechteren Konditionen vergeben als die üblichen EZB-Darlehen. (gr)