«Packt zusammen!»
Russische Truppen rücken in Ostukraine weiter vor

Die Ukraine bereitet sich nach der weitgehenden russischen Eroberung von Luhansk auf eine massive Ausweitung der Angriffe auf die ostukrainische Nachbarregion Donezk vor. Die dortigen Behörden forderten die Zivilbevölkerung zur Flucht auf.
Publiziert: 07.07.2022 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2022 um 16:07 Uhr
Die Behörden in der Region Donezk rufen Zivilisten zur Flucht auf. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Foto: Efrem Lukatsky

«Russland hat das gesamte Gebiet von Donezk zu einem gefährlichen Hotspot auch für Zivilisten gemacht», warnte Gouverneur Pawlo Kyrylenko. Der Bürgermeister von Slowjansk, Wadym Ljach, kündigte Busse und Züge zum Transport von Zivilisten in den Westen des Landes an: «Kein Risiko eingehen! Packt zusammen!»

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow traf am Donnerstag zu einem Treffen der Aussenminister der G20-Gruppe auf Bali ein. Mit Spannung wird erwartet, wie die Gegner des russischen Angriffskrieges mit Lawrow umgehen. Seine Anwesenheit gilt als Test für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am G20-Gipfel am 15. und 16. November, der ebenfalls auf Bali stattfindet. Mehrere Staaten haben ihre Teilnahme infrage gestellt, sollte Putin persönlich erscheinen.

Ukrainisches Militär: Russland kämpft weiter um Kontrolle von Luhansk

Seitdem Russland die weitgehende Kontrolle über die ostukrainische Region Luhansk übernommen hat, hat sich der Schwerpunkt der Kämpfe ins benachbarte Donezk verlagert. Im Visier der russischen Armee sind besonders die Städte Kramatorsk und Slowjansk. Der ukrainische Generalstab berichtete, rund um die Städte Kramatorsk und Bachmut seien mehrere Siedlungen mit Artillerie beschossen worden. Aus der südukrainischen Region Odessa wurden darüber hinaus in der Nacht zwei Raketenangriffe gemeldet.

Trotz ihrer militärischen Erfolge kämpfen russische Truppen nach Angaben aus Kiew aber immer noch um die vollständige Kontrolle über Luhansk. Dazu hätten die Russen einige ihrer Einheiten verlegt, teilte der ukrainische Generalstab mit. Aus Moskau heisst es hingegen seit Tagen, man habe Luhansk komplett unter Kontrolle gebracht.

Soldaten hissen ukrainische Flagge auf rückeroberter Schlangeninsel

Ukrainische Soldaten hissten auf der symbolträchtigen Schlangeninsel im Schwarzen Meer inzwischen wieder die ukrainische Flagge. Der Sprecher der Militärverwaltung des Gebiets Odessa, Serhij Brattschuk, veröffentlichte im Nachrichtendienst Telegram mehrere Fotos. Die Insel war nach Kriegsbeginn von Russen besetzt worden, die Truppen zogen vor einer Woche nach ukrainischen Angriffen wieder ab.

Am Donnerstagmorgen wurde der Anlegesteg der Insel ukrainischen Angaben zufolge durch zwei russische Raketen «erheblich beschädigt». Von russischer Seite hiess es, bei dem Angriff seien mehrere ukrainische Soldaten getötet worden. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Selenski: Westliche Waffen helfen Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht in westlichen Waffensystemen eine kraftvolle Verstärkung der ukrainischen Armee im Krieg gegen Russland. Mit treffgenauer Artillerie zerstöre die Ukraine Depots und andere Ziele, die für die Logistik der Russen wichtig seien, sagte Selenski am Mittwoch in einer Videobotschaft. «Und das reduziert das Offensivpotenzial der russischen Armee erheblich. Die Verluste der Besatzer werden mit jeder Woche zunehmen», meinte er.

Selenski spricht von Raketenangriff auf Universität

Beide Kriegsparteien machten sich gegenseitig für Tote und Verletzte bei neuen Angriffen verantwortlich. Die prorussischen Separatisten in der Region Donezk warfen der ukrainischen Armee vor, durch Beschuss sechs Menschen getötet zu haben, darunter drei Kinder. 19 Menschen seien verletzt worden. Die Ukraine warf der russischen Armee ihrerseits den Beschuss mehrerer Orte vor. In der Region Donezk seien drei Menschen getötet worden. Selenski machte Russland für einen Raketenangriff auf die pädagogische Universität der zweitgrössten Stadt Charkiw verantwortlich. Die Angaben beider Seiten waren von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüfbar.

Lawrow zu G20-Treffen eingetroffen - Gespräche mit China und Türkei

Der russische Aussenminister Lawrow kam am Donnerstag in Bali zu Gesprächen mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi sowie mit dem türkischen Aussenminister Mevlüt Cavusoglu zusammen. Zu Inhalten wurde zunächst nichts bekannt. Aus dem US-Aussenministerium hatte es zuvor geheissen, ein bilaterales Treffen von US-Aussenminister Antony Blinken mit Lawrow sei nicht vorgesehen. Das bestätigte später auch Russlands Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow.

(SDA)

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