Vor vier Jahren wurde Terror-Fürst Osama Bin Laden in seinem Versteck in Pakistan getötet. Jetzt haben die US-Geheimdienste mehr als 100 Dokumente ins Englische übersetzt und publiziert.
Die Schriftstücke geben Einblick ins Leben von Bin Laden und seiner Familie und sie zeigen, was von einem angehenden Terroristen verlangt wurde.
Denn unter den Dokumenten war auch ein Bewerbungsformular. Zunächst wird man aufgefordert, leserlich zu schreiben. Mit Drittpersonen darf nicht über den Inhalt des Formulars gesprochen werden. Bei Fragen kann man sich aber an den Aufseher wenden.
Wer bei der Terror-Organisation Al-Kaida mitmischen will, muss erst einiges von sich preis geben:
- Wie gut sind die Koran-Kenntnisse?
- Welche Hobbys hat der Bewerber?
- Welche Sprachen beherrscht er?
- In welchen Ländern war er?
- Hat der Bewerber Freunde oder Familienmitglieder, die schon im Westen waren?
- Sass er schon mal im Knast?
- Hat er eine militärische Ausbildung absolviert?
Es gibt aber auch Fragen, die an die Anmeldung bei einem neuen Hausarzt erinnern: Wer soll im Fall des Märtyrer-Todes des Bewerbers über die «Heldentat» informiert werden?
Fehlt eigentlich nur noch die Frage, «Wie sind Sie auf Al-Kaida aufmerksam geworden»: Internet, TV, Freunde/Bekannte.
Doch die Dokumente schildern auch das Leben von Osama bin Laden und seinen nächsten Angehörigen in dem Versteck, in dem sie wie in einer Falle sassen. An oberster Stelle standen die Sicherheitsvorkehrungen. So musste Bin Ladens Frau, Umm Hamsa, bei ihrer Rückkehr aus dem Iran alles zurücklassen und die komplette Kleidung auswechseln.
Grund: Man könnte irgendwo einen Abhör-Chip in der Grösse einer Nadelspitze versteckt haben. Und überhaupt: «Den Iranern kann man nicht trauen», erklärte der Al-Kaida-Chef.
Viele Freiheiten hatte die Familie nicht. «Unsere Sicherheitssituation erlaubt es nicht, zu Ärzten zu gehen. Also gebt Acht auf eure medizinischen Bedürfnisse, vor allem eure Zähne», heisst es in einer Anweisung.
Laut den Dokumenten dachte Bin Laden auch viel darüber nach, was bei gescheiterten Terroranschlägen schief gegangen war. Deshalb listete er die Fehler, die zur Entdeckung der Terroristen geführt hatten, jeweils auf und kommentierte sie. (kab)