Künstlerkollektiv kontaktiert Arbeitgeber von Rechtsradikalen
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«Soko Chemnitz»:Künstlerkollektiv kontaktiert Arbeitgeber von Rechtsradikalen

Online-Pranger nur ein Fake
Soko Chemnitz war «Honigtopf-Falle» für Neonazis

Auf der Webseite «Soko Chemnitz» forderte ein Künstlerkollektiv dazu auf, rechte Chemnitz-Demonstranten zu denunzieren. Nun zeigt sich: Es war eine Falle. Die Neo-Nazis verrieten sich über die Suchfunktion auf der Seite selber.
Publiziert: 05.12.2018 um 18:03 Uhr
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Soko Chemnitz, der Online-Pranger für rechtsextreme Chemnitz-Demonstranten, war nur eine sogenannte Honigtopffalle. Das behaupten zumindest die Initianten.
Foto: Screenshot

Die Aktion sorgte für viel Kritik: Am Montag schaltete das Künstlerkollektiv «Zentrum für politische Schönheit» (ZPS) um den deutsch-schweizerischen Doppelbürger Philipp Ruch tausende Bilder auf der Webseite «Soko-Chemnitz» auf.

Besucher der Seite wurden dazu aufgefordert, die rechtsextremen Chemnitz-Demonstranten anhand von Fotos zu identifizieren. Für richtige Hinweise wurde sogar eine Belohnung angeboten. (BLICK berichtete)

Suchfunktion war eine Falle

Nun ist klar: Der Pranger war gar nicht echt! Das ZPS änderte am Mittwoch die Seite. Die Bilder der vermeintlichen rechten Demonstranten sind weg, stattdessen ist ein Glas Honig zu sehen. Und die Überschrift: «Danke, liebe Nazis».

Die Aktivisten stellten den Neo-Nazis eine sogenannte Honigtopf-Falle, in der diese sich selber verrieten. Denn neben den zufällig angezeigten Bildern konnte man über die eingebaute Suchfunktion auch direkt nach Einzelpersonen suchen. Die Funktion wurde offenbar rege benutzt. Auch von rechten Demonstranten selber, die – so das ZPS – fleissig ihre eigenen Namen und die von Mitstreitern in das Suchfeld tippten.

Netzwerk von rechten Demonstranten visualisiert

Und alle diese Eingaben wurden von den Aktivisten aufgezeichnet und miteinander verknüpft. So konnten sie gemäss eigenen Angaben in den wenigen Tagen seit dem Aufschalten der Seite nicht nur viele vollständige Namen von rechten Demonstranten sammeln.

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Sie konnten damit auch ein Netzwerk von Beziehungen zwischen den Beteiligten aufbauen. «Mittels Netzwerkanalyse und Datenvisualisierung waren Freundeskreise, Knotenpunkte, Mitläufer relativ einfach auswertbar», schreiben sie auf der Seite.

Was sie nun mit den Daten vorhaben, und ob jetzt auch die rechtlichen Probleme der Aktion ausgeräumt sind, ist allerdings nicht klar. Denn wenn auf den Fotografien echte Personen erkennbar waren, könnten den Aktivisten rechtliche Konsequenzen drohen. (krj)

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