«Wir wollen ausserdem darauf hinweisen, dass Frauen durch die Taliban von der Bildung ausgeschlossen sind.» Die «Zan Library» (deutsch: Frauenbibliothek) wurde diese Woche im Beisein der lokalen Presse eingeweiht.
Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 sind Mädchenschulen ab der siebten Klasse geschlossen. Auch Demonstrationen gegen ihre Regierungsform wurden mit Gewalt zerschlagen. Für das Frauenkollektiv «Spontane Bewegung der afghanischen Frauenaktivistinnen», das hinter der Bibliothek steht, kein Grund aufzugeben. «Wir wollten unseren Kampf nicht nur auf der Strasse weiterführen, sondern auch andere Wege finden», so Zhulia Parsi vom Kollektiv.
Dabei stehen nicht nur die Taliban der Schulbildung von Frauen im Wege, sondern auch die schwierige wirtschaftliche Lage des Landes. «Viele Menschen können sich derzeit keine Bücher leisten», sagte Zhulia Parsi. Umso wichtiger sei die Möglichkeit, sich Bücher auszuleihen. In der Bibliothek sollen ausserdem Aktionen stattfinden, bei denen Frauen gemeinsam lesen und sich austauschen können. Die Bibliothek finanziere sich durch Spenden aus der Zivilgesellschaft sowie von Frauenrechtsorganisationen aus der afghanischen Diaspora. Innerhalb von zwei Monaten haben die Frauen rund tausend Bücher gesammelt.
Auch von vielen Berufen sind Frauen ausgeschlossen, seitdem die Taliban wieder an der Macht sind. Geopolitische Interessen umliegender Regionalmächte sowie die hohe Korruption unter der vom Westen gestützten politischen Elite gilt unter Experten als eine der wichtigsten Gründe für den schnellen Kollaps der alten afghanischen Regierung.
Eine offizielle Erlaubnis seitens der Taliban-Regierung habe die Bibliothek bisher nicht. Doch die Frauen wollen für ihr Recht auf Bildung kämpfen. «Wir wollen auch in anderen Teilen des Landes Frauenbibliotheken eröffnen», sagt Zhulia Parsi.
(SDA)