In der Regel meint die Regierung in Ankara mit dem Begriff, dass Menschen getötet, verletzt oder gefangen genommen wurden. Nach Angaben syrischer Aktivsten starben bislang 67 Menschen.
Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, der Einsatz werde mit Luftangriffen und landgestützten Geschützen fortgesetzt. Am Freitag beschossen türkische Streitkräfte mehrere Döfer im Norden Syriens, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.
Bei der Offensive kämen keine Zivilisten oder verbündete Streitkräfte zu Schaden, sagte Akar, der die Angriffe als «Vergeltungsschläge» bezeichnete. Die türkische Armee ziele nur auf «Terroristen». «Wo auch immer die Terroristen sind, das ist unser Ziel.» Die Angaben zu Angriffen und Opferzahlen liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von mindestens 14 getöteten Zivilisten durch die jüngsten Angriffe.
Seit Sonntag geht die Türkei im Nordirak und in Nordsyrien mit Luftangriffen gegen die syrische Kurdenmiliz YPG und die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor, die die Türkei als Terrororganisationen bekämpft. Ankara macht sie für einen Anschlag auf der Istanbuler Einkaufsstrasse Istiklal vor fast zwei Wochen verantwortlich. Beide Gruppen hatten dies jedoch zurückgewiesen. Die USA sehen die YPG als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien, deren Zellen im Land noch immer aktiv sind.
Eines der Ziele der türkischen Angriffe ist die syrische Stadt Kobane, die für viele Kurden einen symbolischen Charakter hat. Kurdische Kämpfer befreiten die Stadt einst mit internationaler Hilfe von der Terrormiliz Islamischer Staat.
Die Menschen dort leben derzeit in Unsicherheit und Angst. Ihre acht Kinder hätten sich bei Bombardements schrecklich gefürchtet, berichtete etwa die Anwohnerin Schirin Abdel Kadar der dpa. Die Familie sei aus ihrem Haus geflüchtet und habe sich während der Attacken versteckt.
Ein weiterer Einwohner fürchtet sich vor allem davor, dass die türkischen Streitkräfte in Kobane eindringen und ihn und seine Angehörigen vertreiben könnten. Die Familie habe gerade erst ein Haus in der Stadt gebaut. Er sei enttäuscht von den USA, die als Verbündete seiner Ansicht nach in der aktuellen Situation mehr für die Kurden tun sollten.
Die von der YPG angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) sind angesichts der türkischen Drohungen mit einer Bodenoffensive besorgt. Nur grosser Widerstand des Westens könne die Türkei von dem Vorhaben abhalten, sagte SDF-Kommandeur Maslum Abdi der dpa. Eine solche Offensive würde «blutig» werden, warnte er.
Aus dem Nordirak gab es zunächst keine neuen Berichte über türkische Angriffe. Dort gehen seit Wochen auch die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) mit Raketen und Kamikazedrohnen gegen kurdische Stellungen vor. Teheran wittert in den Kurdenregionen des Nachbarlands Unterstützung für die Massenproteste im Iran. Deren Auslöser war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini nach einer Festnahme durch die Sittenpolizei.
(SDA)