Herabstürzendes Gletschereis hat in der Nacht auf Montag auf einem Gipfel im Mont-Blanc-Massiv einen Bergsteiger getötet. Mindestens vier weitere Alpinisten wurden verletzt, wie die Präfektur der Haute-Savoie (F) mitteilte. Die Eismassen lösten sich gegen 03.00 Uhr morgens von einem Gletscher im Bereich des Mont Blanc du Tacul in Hochsavoyen auf etwa 4100 Metern Höhe, wie die Präfektur am Montag weiter mitteilte.
Nach ersten Erkenntnissen ist die Ursache für den Abbruch des Gletschereises natürlich. Bei dem Phänomen handelt es sich um einen so genannten Sérac, Türme aus Gletschereis, die bei starker Hangneigung abbrechen. In der Nähe der Abbruchstelle befanden sich mehrere Bergsteigerseilschaften, insgesamt 15 Personen. Eine der vier verletzten Personen befinde sich in kritischem Zustand. «Die anderen zehn Personen haben den Unfall unverletzt überstanden», so die Präfektur.
Auch Schweizer unter den Bergsteigern
Die beteiligten Bergsteiger sind französische, schweizerische und spanische Staatsbürger, berichtete der öffentlich-rechtliche französische Lokalsender France Bleu. Alle Opfer wurden von den Rettungsdiensten betreut und anschliessend in die Spitäler von Sallanches und Annecy transportiert.
Nach dem Absturz des Eisblocks im Mont-Blanc-Massiv wurden am Montag zudem zwei Deutsche vermisst. Dies teilte die französische Gebirgspolizei in Chamonix am Abend mit. Die beiden 30- und 39-Jährigen hätten die Nacht in einer Hütte verbracht. «Séracs können zu jeder Zeit des Jahres und zu jeder Tageszeit fallen und sind nicht mit den thermischen Bedingungen verbunden, sondern mit den mechanischen Bedingungen des sich bewegenden Gletschers», erklärte der Geomorphologe Ludovic Ravanel, Forschungsdirektor am französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS), in einem Facebook-Post.
Der italienische Glaziologe Fabrizio Troilo, der von der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zitiert wurde, schätzte, dass bei dem Unglück am Mont Blanc "einige zehntausend Kubikmeter" Material abgestürzt sind. Im Juli 2012 hatte der Sturz eines Séracs in demselben Gebiet neun Tote und elf Verletzte gefordert, wie die Nachrichtenagentur Ansa in Erinnerung rief. Und in den Jahren 2008 und 2005 hatte es weitere schwere Unfälle gegeben.