Österreich wählt
Jetzt gehts mit rechten Dingen zu und her

Der rechte Hofer gegen den linken Van der Bellen: Am Sonntag versuchen die Österreicher nach dem Couvert-Debakel erneut, einen Bundespräsidenten zu wählen. Die Zeichen deuten eher auf Hofer.
Publiziert: 01.12.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:13 Uhr
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Der Rechte: Norbert Hofer von der FPÖ.
Foto: Dukas
Guido Felder

Am Sonntag blickt Europa gespannt nach Wien: Die Österreicher wählen im dritten Anlauf einen neuen Bundespräsidenten. Norbert Hofer (45) von der FPÖ tritt gegen den Grünen Alexander Van der Bellen (72) an.

Es ist die Wahl Rechts gegen Links. Aber auch Jung gegen Alt. Je nach Umfrage liegt zurzeit einmal Hofer und einmal Van der Bellen leicht vorne.

Die Österreicher haben ihre Stimme schon zweimal für einen neuen Bundespräsidenten abgegeben: Am 24. April erreichte keiner das absolute Mehr. Die Stichwahl am 22. Mai wurde wegen Wahlverstössen für ungültig erklärt und auf den 2. Oktober verlegt. Doch auch dieser Termin musste wegen einer Panne bei der Herstellung der Wahlcouverts verschoben werden.

Punkten dank Trump

Bei der ungültigen Stichwahl am 22. Mai hatte Van der Bellen ganz knapp gesiegt. Am Sonntag ist nun Hofer im Vorteil – Trump sei Dank! Denn die US-Wahlen haben eine Sogwirkung auf andere Länder und machen Rechtspopulismus salonfähig. Der Republikaner Trump hat bei der amerikanischen Bevölkerung mit ähnlichen Wahlkampfthemen gepunktet, wie sie auch die FPÖ in Österreich forciert. Dazu gehören die Begrenzung der Zuwanderung und die generelle Unzufriedenheit mit der Politik.

Norbert Hofer ist überzeugt: «Dort, wo sich die Eliten vom Wähler entfernen, werden die Eliten abgewählt.»

Der Linke: Alexander Van der Bellen von den Grünen.
Foto: Reuters

Punkten dank Angst vor Globalisierung

Der FPÖ-Kandidat dürfte auch von Angst vor der Globalisierung profitieren. Denn die neuste Umfrage der Bertelsmann-Stiftung bei 15’000 Europäern bestätigt den Trend: Diese Angst treibt die Wähler nach rechts. Inzwischen betrachten schon 45 Prozent der Europäer die Globalisierung als Bedrohung. Vor allem in Österreich und Frankreich überwiegt die Zahl der Kritiker.

Punkten dank Werteverlust

Die Bertelsmann-Stiftung sieht neben der Angst vor der Globalisierung auch einen andern Grund für den Rechtsdrall, nämlich die Abkehr von traditionellen Werten. Die Stiftung schreibt: «Befragte betonen, dass die Debatten über Ehe für alle, ethnische Vielfalt und Gleichberechtigung für Frauen schlicht zu weit gegangen seien.»

Bei der Wahl am Sonntag werden die ersten Hochrechnungen kurz nach
17 Uhr vorliegen. Da die Briefwahlstimmen am Montag ausgezählt werden, rechnet man mit dem definitiven Resultat erst am Montagabend oder sogar Dienstag.

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