Hofer lag damit weit vor den anderen fünf Kandidaten. Es ist das bisher beste Ergebnis der FPÖ auf Bundesebene. Da der 45-Jährige die 50-Prozent-Hürde verfehlte, kommt es am 22. Mai zu einer Stichwahl zwischen ihm und dem zweitplatzierten Alexander Van der Bellen. Der 72-jährige Ex-Grünen-Chef erhielt laut dem vorläufigen Endergebnis 20,4 Prozent der Stimmen.
Die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss überzeugte 18,5 Prozent der Wähler. Auch mit den Briefwahlstimmen, die erst am Montagabend ausgezählt werden, kann sich an der Reihenfolge nichts mehr ändern.
Ein Debakel wurde die Wahl für die Bewerber der rot-schwarzen Regierung. Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) kamen auf jeweils nur rund elf Prozent. Damit steht fest, dass der nächste Bundespräsident erstmals nicht aus dem Lager der sozialdemokratischen SPÖ oder konservativen ÖVP kommt.
Den Bauunternehmer Richard Lugner wählten 2,4 Prozent. Die Angaben beruhten auf 99,8 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag - noch ohne Briefwahlstimmen - bei knapp 60 Prozent.
Die FPÖ hatte unter dem europakritischen Slogan «Österreich zuerst» Stimmung auch in der Flüchtlingsfrage gemacht. Die einst von Jörg Haider dominierte FPÖ wurde aber nach ersten Analysen darüber hinaus zu einem Sammelbecken der Protestwähler ganz generell.
Der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer, ein gelernter Flugzeugtechniker, hatte sich zunächst für zu jung für eine Kandidatur gehalten. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache überredete den bisher eher unbekannten 45-Jährigen aber dann doch.
Der in den Umfragen hoch gehandelte ehemalige Grünen-Chef Van der Bellen blieb unter den Erwartungen. Er war als unabhängiger Kandidat mit massiver Unterstützung der Grünen aufgetreten. Er gab sich aber zuversichtlich für die Stichwahl. «Jetzt werden die Karten neu gemischt.»
Es wird erwartet, dass das desolate Abschneiden der Kandidaten der Regierungsparteien zu heftigen innerparteilichen Diskussionen bei Sozialdemokraten und Konservativen führen wird.
Am Sonntag waren 6,4 Millionen Österreicher ab 16 Jahren zur Wahl aufgerufen. Das Staatsoberhaupt wird für sechs Jahre gewählt und kann einmal wieder kandidieren. Amtsinhaber Heinz Fischer scheidet im Juli nach zwei Amtsperioden aus.