Öko-Partei macht Annalena Baerbock (40) zur Kanzlerkandidatin
Grüne haben Bock auf eine Frau

Die Grünen feiern Premiere. Erstmals stellt die Partei eine eigene Kanzlerkandidatin. Und: Die Chancen auf einen Erfolg stehen besser denn je.
Publiziert: 19.04.2021 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2021 um 22:56 Uhr
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Erstmals stellen die Grünen eine eigene Kanzlerkandidatin: Die guten Umfragen spielen Annalena Baerbock in die Karten.
Foto: imago images/Christian Thiel
Daniel Riedel

Keine grosse Überraschung, kein ewiges Hin und Her und und vor allem kein öffentliches Streiten: Während bei der CDU und CSU seit mehr als einer Woche die Nerven blank liegen, lief die Kanzlerfrage bei den Grünen ruhig und friedlich ab. Obwohl die Partei mit einer eigenen Kandidatur eine Premiere feiert.

Als Spitzenfrau schickt man Annalena Baerbock (40) ins Rennen. Eine Wahl, die auch von Mitbewerber und Grünen-Co-Chef Robert Habeck (51) ohne böse Worte mitgetragen wird: «Wir beide wollten es, aber am Ende kann es nur eine machen!» Der prominentere Partei-Mann Habeck galt lange als Favorit: Doch in den letzten Monaten kippte die Stimmung.

Keine Erfahrung, aber Lust auf Macht

Habeck dazu: «Wir haben in den letzten Tagen und Wochen in vertraulichen, vertrauten, intensiven, offenen, manchmal auch schwierigen Gesprächen miteinander um die beste Lösung gerungen.» Baerbock bestätigte: «Das ist emotional für beide gewesen.»

Die zweifache Mutter hat im Gegensatz zu Habeck (war Umweltminister in Schleswig-Holstein) zwar keine Regierungserfahrung, dafür aber ein ausgewiesenes Gespür für Macht. Seit 2018 führt sie die Partei als Co-Chefin mit Habeck, der sie als «kämpferische, fokussierte, willensstarke Frau» bezeichnet, die genau wisse, was sie wolle.

Leistungssportlerin vom Öko-Hof

Schon in frühen Jahren wusste Baerbock, die auf einem alternativen Bauernhof aufwuchs, wie man auf grosse Ziele hin trainiert. Als Leistungssportlerin holte sie bei den deutschen Meisterschaften im Trampolinspringen die Bronzemedaille. Als Berufswunsch gab sie einst «Kriegsberichterstatterin» an. Für die Grünen zieht sie in keine aussichtslose Schlacht ums höchste deutsche Amt.

In Umfragen liegt die Öko-Partei konstant über 20 Prozent: mit mehr Luft nach oben als nach unten. Eine historische Chance, die Baerbock nutzen will. Hoffnungen auf das Kanzleramt könnten sich die Grünen insbesondere in einem Dreierbündnis machen – etwa in einer Ampel mit SPD und FDP oder Grün-Rot-Rot mit SPD und Linkspartei.

Politik für besseres Klima

«Wir treten an, um dieses Land an führender Stelle in die Zukunft zu führen, und zwar inhaltlich und personell. Daher kämpfen wir um so viele Prozente, um so viel Vertrauen, wie wir in den nächsten sechs Monaten gewinnen können», so Baerbock in ihrer Antrittsrede.

Sie sagte dabei auch, welche Art der Politik, sie sich für das Land wünsche: «Eine Politik, die vorausschaut, was Neues wagt, die den Menschen zuhört und ihnen was zutraut. Besonders der Klimaschutz ist die Aufgabe meiner Generation.»

Ein Grünen-Parteitag im Juni muss die Personalentscheidung nun noch bestätigen. Reine Formsache.


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