Edward Snowden hatte gestern einen Auftritt am Genfer Filmfestival für Menschenrechte. Er wurde auf einer riesigen Leinwand aus seinem Moskauer Exil zugeschaltet.
Für den Whistleblower war der Auftritt eine virtuelle Rückkehr in die Schweiz. 2007 und 2008 arbeitete er in Genf für die amerikanische Uno-Mission – offiziell für den diplomatischen Dienst, inoffiziell für die CIA.
Gestern schwärmte er wieder von seinem einstigen temporären Zuhause. Er spricht sogar ein bisschen Französisch und gibt den Filmfestival-Teilnehmern auch eine kleine Kostprobe, wie «watson.ch» berichtet: «Desolé, je parle seulement un petit peut de français.»
«Das war ein offener Appell für Asyl»
Noch immer sitzt Snowden in Moskau fest. Auf die Frage, wo er sonst gerne leben würde, sagt er: «Ich würde liebend gerne in die Schweiz zurückkehren. Einige meiner liebsten Erinnerungen stammen aus meiner Zeit in Genf.»
Auch der Guardian-Journalist Ewen MacAskill, der den Fall Snowden zusammen mit Glenn Greenwald ins Rollen brachte, war vor Ort. Für ihn ist klar: «Das war ein offener Appell für Asyl. Er bittet euch um Hilfe!»
Wirklich? Edward Snowden will zu uns in die Schweiz, weil es ihm hier so gut gefiel? Das erstaunt doch eher. Denn vor knapp zwei Jahren wurde ein Chat-Protokoll veröffentlicht, in dem Snowden kaum ein gutes Haar an der Schweiz liess.
«Schweizer sind alles Rassisten»
«Die Strassen sind nur 90 Zentimeter breit. Darauf fahren 9000 Autos, es hat zwei Tramschienen, eine Busspur und eine Velospur. Ich glaube, hier werden ständig Rückspiegel abgebrochen», motzt er in dem Chat.
Der blitzgescheite Snowden hat auch gemerkt, dass die Schweiz nicht ganz billig ist. «Ihr glaubt nicht, wie teuer die Schweiz ist. Du bekommst hier kein Hahnenwasser in den Restaurants. Du musst das Wasser in Flaschen kaufen – für fünf Stutz!»
Und er wirft uns vor, dass wir alles Rassisten seien: «Alle hier hassen die Zigeuner. Ich habe noch nie Leute gesehen, die so rassistisch sind wie die Schweizer. Jesus, die schauen auf JEDEN runter. Sogar untereinander.» Dafür findet er es toll, dass Prostitution hier legal ist. (kab)