Oberhaupt der Kirche von England sagt
«Jesus ist nicht weiss»

Das Oberhaupt der Kirche von England, Justin Welby, tritt eine Debatte los. Er sagt, ein hellhäutiges Jesus-Bild «müsse noch mal überdacht werden».
Publiziert: 26.06.2020 um 18:33 Uhr
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Das Oberhaupt der Kirche von England, der Erzbischof von Canterbury Justin Welby, sagt, man müsse überdenken, ob Jesus weiss war.
Foto: Remo Naegeli

In der westlichen Welt wird angenommen, dass Jesus weiss sei. Doch das Oberhaupt der Kirche von England, der Erzbischof von Canterbury Justin Welby, hat nun eine Debatte über die Hautfarbe Jesu ausgelöst. Er stellt die Frage, ob «die Art und Weise, wie die westliche Kirche Jesus darstellt, noch einmal überdacht werden müsse».

Und gibt die Antwort gegenüber der BBC gleich selbst: «Ja, natürlich. Man besucht Kirchen auf der ganzen Welt und sieht keinen weissen Jesus.» In verschiedenen Gotteshäusern sehe man einen schwarzen Jesus, einen chinesischen Jesus und «einen Jesus aus dem Nahen Osten, was natürlich am zutreffendsten ist», so der Erzbischof.

Bibel gibt keine physische Beschreibung

Jesus werde auf so viele Arten dargestellt wie es Kulturen, Sprachen und Verständnisse gebe. In der Bibel findet sich keine Beschreibung von Jesus′ Aussehen. In frühen westlichen Kunstwerken wird er als Kaukasier dargestellt. Doch er wurde auch als Latino oder als Aborigine (Ureinwohner Australiens) gemalt.

Das ist so, damit sich Menschen in verschiedenen Teilen der Welt leichter mit der biblischen Figur identifizieren können. Die frühsten Darstellungen zeigen Jesus als einen typischen römischen Mann mit kurzen Haaren und ohne Bart.

Um 400 nach Christus wird Jesus immer öfter mit Bart dargestellt. Das der westlichen Welt bekannte Bild eines vollbärtigen Jesus mit langen Haaren setzt sich erst ab dem 6. Jahrhundert durch. Die mittelalterliche Kunst in Europa zeigt ihn mit braunen Haaren und blasser Haut. Diese Vorstellung wurde durch das berühmte Gemälde «Das letzte Abendmahl» von Leonardo da Vinci verstärkt.

Forensische Methoden zeichnen neues Jesus-Bild

2015 hat der pensionierte Medizinkünstler Richard Neave das Gesicht von Jesus nachgebildet. Untersucht hat er es mittels eines Semitenschädels mit modernen forensischen Techniken. Sein Porträt zeigt Jesus mit breitem Gesicht, dunklen Augen, einem Bart, kurzen Locken – und einem gebräunten, dunklen Teint.

Diese Merkmale wären typisch für damalige Juden aus dem Nahen Osten in der Gegend von Galiläa im Norden Israels. (euc)

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