Ein Mann der leisen Töne war Rodrigo Duterte (71) nie. Doch jetzt ist der philippinische Präsident wohl zu weit gegangen. Bei einer Pressekonferenz hat der erst Ende Juni gewählte Staatschef US-Präsident Barack Obama als «Hurensohn» beschimpft – und damit ein geplantes Treffen am Rande des ASEAN-Gipfels in Laos torpediert.
Ein Journalist hatte Duterte vor dessen Abreise nach Laos gefragt, wie er Obama Hunderte aussergerichtliche Tötungen in seinem Feldzug gegen Rauschgiftkriminalität erklären wolle. Darauf hatte Hitzkopf Duterte geantwortet: «Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig ausser dem philippinischen Volk». An Obama gerichtet hatte er hinzugefügt: «Du musst respektvoll sein. Wirf nicht mit Fragen um dich. Putang ina («Hurensohn»), ich werde dich in dem Forum beschimpfen.»
Kurz danach hatte der US-Präsident das Treffen abgesagt, ohne wirklich einen Grund dafür zu nennen. Duterte sei ein «schillernder Typ», sagte Obama am Rande des G20-Gipfels in Hangzhou. «Ich möchte stets sichergehen, dass ein Treffen auch produktiv ist und wir etwas erreichen.» Statt Duterte wird er in Laos nun Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye treffen.
Keine «persönliche Beleidigung»
Der philippinische Präsident gilt in seinem Land als knallharter Aufräumer. Seit seinem Amtsantritt geht der 71-Jährige rigoros gegen die Drogenmafia vor. Nach Angaben der Polizei wurden in den letzten zwei Monaten mehr als 600 mutmassliche Dealer getötet, Menschenrechtsorganisationen sprechen gar von über 2400 Toten. Dafür geriet der Staatsmann zuletzt auch international in Kritik.
Ein Zerwürfnis mit dem langjährigen Partner USA können sich die Philippinen eigentlich nicht erlauben. Nach der Absage Obamas ruderte Duterte denn auch gleich zurück: Sein Sprecher erklärte, man bedauere, dass «die Aussage als persönliche Beleidigung des US-Präsidenten» angekommen sei. Duterte habe auf die Fragen eines Reporters mit einem «starken Kommentar» reagiert, der durch «Sorgen und Gefahren» hervorgerufen worden sei. Ob diese halbherzige Entschuldigung die Wogen jedoch so schnell wieder glätten wird, darf bezweifelt werden.
Nicht die erste Entgleisung
Es ist überdies nicht das erste Mal, dass Duterte mit verbalen Entgleisungen auffällt. Den US-Botschafter in Manila bezeichnete er auch schon als «schwulen Sohn einer Hure». Die Vereinten Nationen nannte er «dämlich», weil diese seinen Drogenkrieg kritisiert hatten. Und die katholische Kirche warnte er einst mit den Worten: «Don't fuck with me» (zu brav deutsch: «Legt euch nicht mit mir an»). (gr)