Der Tschad, das viertärmste Land der Welt, ist seit kurzem der Hauptsponsor eines französischen Fussball-Erstligisten. Der afrikanische Wüstenstaat unterstützt den FC Metz in der Hoffnung, damit mehr Touristen ins Land zu locken. Doch das stösst im Tschad selbst auf zunehmenden Widerstand.
«Ist das nicht rausgeschmissenes Geld?», fragt etwa die Zeitung «Le Progrès». Der Vorsitzende des tschadischen Athletikverbandes, Hissène Ngaro, sprach von einem «schlechten Witz.»
Sportminister Betel Miarom wies Berichte zurück, wonach das Sponsoring rund 12 Millionen Euro koste, nannte aber keine andere Summe. Der Fussballverein wollte sich ebenfalls nicht dazu äussern.
«Tschad, Oase der Sahel-Zone»
Die Vorder- und Rückseite der Ende August vorgestellten Trikots des FC Metz ziert nun die Aufschrift «Tschad, Oase der Sahel-Zone». Der französische Traditionsklub aus Lothringen ist auch der Stammverein des Bayern-Stars Franck Ribéry. Der Deutsch-Ghanaer Anthony Baffoe hat ebenfalls in Metz gekickt.
«Worum geht es dem Tschad wirklich?», fragt sich Madeleine Moudalta, eine Lehrerin aus N'Djamena. «Den Tourismus stärken - oder den Hunger bekämpfen und sauberes Trinkwasser für die Menschen zu finden?» Wegen des niedrigen Ölpreises ist die Regierung seit kurzem zu einem scharfen Sparkurs gezwungen.
Sponsoring soll Touristen anlocken
Die frühere französische Kolonie sieht in dem Fussball-Sponsoring einen Weg, Urlauber aus dem reichen Europa ins Land zu locken. Allerdings verunsichern Schlagzeilen über den Terrorismus, weil dort auch die aus dem Nachbarland Nigeria stammende Islamistentruppe Boko Haram ihr Unwesen treibt.
«Unser Land muss sein negatives Image aufpolieren», sagt Sportminister Miarom. «Wir hoffen, dass dies über den Fussball hinausgehen wird und unsere wirtschaftlichen Beziehungen stärken wird.» Der Regierung zufolge wird das Sponsoring von tschadischen Unternehmen finanziert – Beobachter bezweifeln dies jedoch.
Im Tschad stirbt der Weltbank zufolge etwa jedes siebte Kind vor Erreichen des fünften Lebensjahrs, eine der höchsten Quoten weltweit. Die Lebenserwartung liegt bei 51 Jahren. Knapp 90 Prozent der Landbevölkerung gelten als arm. Von den rund 13 Millionen Einwohnern sind UNO-Angaben zufolge 1,6 Millionen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, 720'000 Kinder gelten als mangelernährt. (SDA)