Nach der Verhaftung des Drogenbarons Joaquín «El Chapo» Guzman rückt nun auch dessen ältester Sohn Ivan in den Fokus der mexikanischen Behörden. Laut Medienberichten soll der 32-Jährige bis auf weiteres den Chefposten seines Vaters beim gefürchteten Sinaloa-Kartell übernehmen.
Für die mexikanische Polizei ist der Mann mit dem Spitznamen «El Chapito» kein unbeschriebenes Blatt. Im Jahr 2005 wurde Ivan wegen Drogenbesitzes verhaftet und anschliessend wegen Geldwäscherei und organisierter Kriminalität angeklagt, ohne jedoch verurteilt zu werden.
Kurz darauf klagte ihn ein Richter erneut an, diesmal weil er mehrere Autos mit Geld aus illegalen Tätigkeiten erworben hatte. Konsequenzen hatte dies für ihn jedoch erneut nicht, weil der Richter sein Urteil im Jahr 2008 aus fragwürdigen Gründen revidierte.
Weiter wird Ivan verdächtigt, im April 2004 eine kanadische Austauschstudentin namens Kristen Deyell umgebracht zu haben. Bis heute ist unklar, welche Rolle er bei der tödlichen Schiesserei vor einem Nachtklub in Guadalajara gespielt hat, bei dem auch ein Mexikaner, den Deyell kurz zuvor kennengelernt hatte, den Tod fand.
«Ich habt keine Ahnung, was ihr getan habt»
Angesichts der düsteren Vergangenheit von Ivan Guzman ist es fast schon absurd, wie sich der US-Schauspieler und Aktivist Sean Penn im umstrittenen «Rolling Stone»-Interview mit El Chapo, das am Wochenende veröffentlicht wurde, über dessen Sohn äussert. Ivan Guzman wird von Penn als «zuvorkommender, reifer Mann» bezeichnet – zwei Charaktereigenschaften, die so gar nicht in dessen Lebenslauf passen.
Drogenbaron und Familienoberhaupt Joaquín Guzman wurde am vergangenen Freitag nach sechsmonatiger Flucht von der mexikanischen Polizei gefasst. Entsprechend stolz hatte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto die Festnahme des wohl mächtigsten Drogenhändlers der Welt auf Twitter verkündet: «Mission erfüllt. Wir haben ihn.»
Die Reaktion von Ivan Guzman liess nicht lange auf sich warten. Auf seinem (unverifizierten) Twitter-Account heisst es: «F*** deine Mutter». Gefolgt von einer Drohung in Richtung der mexikanischen Behörden: «Ihr habt keine Ahnung, was ihr getan oder in welchen Schlamassel ihr euch begeben habt.»
Kurz darauf tat es ihm sein jüngerer Bruder, Alfredo Guzman, gleich. «Wenn ich gut behandelt werde, kann ich ein Heiliger sein. Doch wenn nicht, bin ich Gift und die Regierung wird die Guzmans noch kennenlernen», hiess es auf dessen (ebenfalls unverifiziertem) Account.
Nach seiner Festnahme wurde El Chapo nach Mexiko-Stadt geflogen, wo er der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Vor laufenden Kameras wurde er schliesslich in einen Armeehelikopter verfrachtet, der ihn dorthin zurückbrachte, von wo er am Abend des 11. Juli vergangenen Jahres getürmt war: ins Hochsicherheitsgefängnis Altiplano.
Wie lange er allerdings dort bleibt, ist unklar. El Chapo könnte jetzt zügig an die USA ausgeliefert werden, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen. Ein mexikanischer Bundesrichter hat die Überstellung des Kartellchefs an die Vereinigten Staaten bereits genehmigt. (gr)