Da ist jeder Stau am Gotthard Peanuts: Die Thurgauer Familie Sievert ist vor dem Eurotunnel in Folkestone (GB) 22 Stunden im Stau gestanden. Ganze 33 Stunden dauerte die Heimreise aus England, wo die Familie mit dem Wohnwagen ihre Ferien verbracht hatte – drei Mal länger, als sie eingeplant hatte.
Am Sonntag um 20 Uhr sind Alexandra (40) Sievert, ihr Mann (41) und ihre Tochter (16) zu Hause im thurgauischen Weinfelden angekommen. «Nachdem wir den Eurotunnel im französischen Calais verlassen hatten, lief alles gut. Wir fuhren, bis auf eine Essenspause, durch», erzählt Alexandra Sievert.
Zu Hause warfen sie sich todmüde in die Betten. Ihr Mann – Projektleiter in der Schlosserbranche – meldete sich bei der Arbeit einen Tag später zurück und schlief am Montag bis am Mittag. «Er spürte es am meisten, er ist die ganze Strecke gefahren», sagt Alexandra Sievert.
Sie selber stand am Montag schon um 06.30 auf, um den Wohnwagen auszuräumen und zu putzen. «Als Unterrichts-Assistenz habe ich schliesslich noch zwei Wochen Ferien.»
Kilometerlange Staus vor dem Tunnel
In diesen Tagen stauen sich die Autos vor dem Eurotunnel kilometerweit. Die Sieverts hatten geplant, am Samstag um 9.30 Uhr ihr Auto und den Wohnwagen auf den Zug zu verladen.
Doch daraus wurde nichts: Am Samstagabend steckte die Familie noch immer in der riesigen Kolonne. Sie waren in 12,5 Stunden lediglich 400 Meter weit gekommen. Und das bei gleissender Hitze von 30 Grad.
Seit dem Brexit am 21. Januar 2020 ist die Einreise von der Insel her nach Kontinentaleuropa mühsamer. Die Briten schieben für das Chaos den Franzosen die Schuld zu. «Einige Passschalter der Franzosen blieben einfach leer», sagt Doug Bannister, Chef des Hafens von Dover, zur «Daily Mail». Nur sechs von zwölf Schaltern seien am Freitagmorgen besetzt gewesen.
Die Szenen in Dover haben auf höchster Politik-Stufe Wellen geschlagen. Aussenministerin Liz Truss (46), die nächste Premierministerin Grossbritanniens werden will, bezeichnet die aktuelle Situation als «schrecklich», aber auch als «völlig vermeidbar»: «Wir brauchen Massnahmen von Frankreich, um die Kapazitäten an der Grenze zu erhöhen, weitere Störungen für britische Touristen zu begrenzen und sicherzustellen, dass diese schreckliche Situation in Zukunft vermieden wird. Wir werden mit den französischen Behörden zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden.»
Seit dem Brexit am 21. Januar 2020 ist die Einreise von der Insel her nach Kontinentaleuropa mühsamer. Die Briten schieben für das Chaos den Franzosen die Schuld zu. «Einige Passschalter der Franzosen blieben einfach leer», sagt Doug Bannister, Chef des Hafens von Dover, zur «Daily Mail». Nur sechs von zwölf Schaltern seien am Freitagmorgen besetzt gewesen.
Die Szenen in Dover haben auf höchster Politik-Stufe Wellen geschlagen. Aussenministerin Liz Truss (46), die nächste Premierministerin Grossbritanniens werden will, bezeichnet die aktuelle Situation als «schrecklich», aber auch als «völlig vermeidbar»: «Wir brauchen Massnahmen von Frankreich, um die Kapazitäten an der Grenze zu erhöhen, weitere Störungen für britische Touristen zu begrenzen und sicherzustellen, dass diese schreckliche Situation in Zukunft vermieden wird. Wir werden mit den französischen Behörden zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden.»
Alexandra Sievert staunt, wie gelassen man das Anstehen vor dem 50 Kilometer langen Tunnel genommen hat – anders als das oft in der Schweiz der Fall sei. «Es gab kein Gehetze, kein Gehupe, kein Gemotze», sagt Alexandra Sievert. Die Leute seien auf der Strasse gestanden und seien zu Fuss zum Shop gegangen.
Ihr Mann habe sich jeweils für ein paar Minuten in den Wohnwagen zum Schlafen zurückgezogen. «Ich blieb im Auto und habe ihn geweckt, wenn es wieder ein paar Meter weiter ging», sagt Alexandra Sievert, die sich mit Wohnwagen nicht selber ans Steuer setzen will.
Weil sie den Kühlschrank zuvor gefüllt hatten, konnten sie sich die ganze Zeit über verpflegen. «Wir assen viel Aufschnitt und Joghurt», sagt sie.
Erst am Sonntag, 6.30 Uhr, konnten sie endlich die 35 Minuten dauernde Reise unter dem Ärmelkanal durch antreten – nach 22 Stunden im Stau.
Jetzt an den Gardasee
Kaum zu Hause angekommen, sind die Thurgauer schon wieder am Ferien Planen. «Im Herbst gehts vermutlich an den Gardasee», sagt Alexandra Sievert. Natürlich mit dem Wohnwagen und via Brenner. «Wir versuchen nach Möglichkeit, dem Stau auszuweichen. Doch wenn wir in einen hineingeraten, können wir nichts ändern.»
Überhaupt nehmen die Sieverts den Horror-Stau gelassen. «Es war ein Erlebnis. Wir haben es einfach dumm getroffen und waren zu wenig informiert.»