Mauro Morandi (82) liebt die Stille, die Einsamkeit seiner kleinen Insel Budelli. 32 Jahre lang lebt er hier, nördlich von Sardinien – ganz allein. 1,68 Quadratkilometer Fels und Erde, umringt vom Meer. 300 Meter bis zur nächsten Insel. Ein blass-rosa Sandstrand im Südosten, mediterrane Vegetation, die höchste Erhebung liegt 88 Meter über der Meeresoberfläche. Morandi kennt jeden Zentimeter seines Zuhauses – jetzt muss der Einsiedler Budelli verlassen.
Bislang wohnte Morandi in einem steinernen Häuschen, einem Überbleibsel des Zweiten Weltkrieges. Er hatte dieses ohne Genehmigung erweitert. Nun soll es umgebaut werden. Der Nationalpark La Maddalena, dem die Insel seit 2015 gehört, befiehlt ihm deshalb, die Hütte bis Ende April zu räumen.
«Ich bin sehr verärgert»
Auf Facebook kündigt Morandi an, er würde die Aufforderung befolgen. Wenn auch widerwillig: «Ich bin sehr verärgert und hoffe, Budelli wird zumindest weiterhin so beschützt, wie ich es immer getan habe», schreibt er.
In Italien ist Morandi längst bekannt. Er wird auch «Robinson Crusoe Italiens» genannt, nach dem Roman von Daniel Defoe über einen Seemann, der als Schiffbrüchiger auf einer Insel landet. Morandi passierte Budelli einst mit seinem Katamaran auf dem Weg zum Pazifik. Nahe der Insel hatte er Probleme mit seinem Schiff und war zugleich begeistert von deren Anblick.
«Robinson wollte zurück – ich nicht»
Durch den glücklichen Zufall, dass der Wächter der Insel wechselte, konnte Morandi den Job dort übernehmen. Also blieb er – 32 Jahre lang. Als einen Robinson Crusoe sehe er sich deshalb nicht. «Robinson wollte zurück in die Gesellschaft und ich nicht», sagt er.
Die Streitigkeiten mit den Behörden gehen mittlerweile schon einige Jahre. Nun gibt Morandi nach. Aus der Insel soll ihm zufolge ein Forschungszentrum werden.
Morandi, dessen Kinder noch in Modena leben, will nun auf die Hauptinsel La Maddalena in eine kleine Wohnung umziehen. Sein neues Zuhause sei peripher gelegen, erklärte der Einsiedler. Er brauche noch den Kontakt zur Natur, und alleine könne er am besten leben. (hah/SDA)