Amok-Fahrer tötet junge Frau an Neonazi-Demo
Grosse Trauer um Heather Heyer (†32) in Charlottesville (USA)

Publiziert: 12.08.2017 um 18:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:40 Uhr

Ausnahmezustand in der Universitätsstadt Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia: Tausende Nationalisten, Rassisten und Neonazis dominieren seit Freitagabend das Stadtbild. Sie skandieren neonazistische Parolen wie «blood and soil» (ein Verweis auf die Blut-und-Boden-Ideologie im Dritten Reich).

Am Samstagabend (Schweizer Zeit) eskaliert die Szenerie schliesslich in einer Seitenstrasse der Stadt: Ein Auto rast praktisch ungebremst  in eine Menschengruppe, die sich zur Gegen-Demonstration versammelt hat! Anschliessend legt der Fahrer des Wagens wieder den Rückwärtsgang ein und fährt davon. Augenzeugen berichten, dass das Auto «absichtlich» in die Menschenmenge fuhr. Mindestens eine Person wird durch die Amok-Fahrt getötet, bestätigt der Bürgermeister von Charlottesville. Mindestens 35 Personen werden verletzt. 19 davon bei der Autoattacke und 16 weitere im weiteren Zusammenhang mit der Demo.

Amok-Fahrer rast in Menschenmenge
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Bei Demonstration in Charlottesville (US):Amok-Fahrer rast in Menschenmenge

Mittlerweile ist die Identität der getöteten Demonstrantin bekannt. Es handelt sich dabei um die 32-jährige Amerikanerin Heather Heyer aus dem US-Bundesstaat Virginia. Im Internet wird sie bereits geehrt für ihren Kampf gegen die menschenverachtenden Parolen der rechtsextremen Aufmärsche in Charlottesville.

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Auch der Amok-Fahrer konnte in der Zwischenzeit von der Polizei verhaftet werden. Es ist der 20-jährige James Fields aus Ohio.

Ihm wird «Mord mit bedingtem Vorsatz, vorsätzliche Körperverletzung und Flucht von einem Unfall mit Todesfolge» vorgeworfen. Drei weitere Männer wurden ebenso festgenommen, wie die Polizei via Twitter mitteilte.

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In der US-Stadt Charlottesville raste ein Auto in eine Gruppe von Neonazi-Gegnern.
Foto: Twitter

Polizeikräfte griffen ein und trennten beide Demonstrationsgruppen. Anschliessend erklärten sie die angemeldete Veranstaltung für beendet. Jason Kessler, der die rechte Kundgebung organisiert hatte und sich selbst auf seiner Website als Gründer einer Organisation für die «Verteidigung der westlichen Zivilisation» bezeichnet, erklärte in einem Periscope-Video: «Das hier ist noch nicht vorbei.»

Ausserdem ist ein Helikopter während der Kundgebung abgestürzt. Videoaufnahmen zeigten eine dichte Rauchwolke über einem Waldstück.

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Es handelt sich dabei um einen Polizeihubschrauber.

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Zwei Polizisten starben.

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Abklärung zur Unfallursache seien zudem voll in Gang.

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«Wir verurteilen Gewalt auf vielen Seiten»

US-Präsident Donald Trump äusserte sich auf Twitter zum Vorfall: «Es gibt keinen Platz für solche Gewalt in Amerika.»

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Später sagte er vor den Medien: «Wir verurteilen streng diese ungeheure Zurschaustellung von Hass, Fanatismus und Gewalt auf vielen Seiten.»

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Es gehe schon sehr lange so in diesem Land. Nicht erst seit er oder Obama Präsident sein würden. Weiter forderte Trump «eine rasche Widerherstellung von Recht, Ordnung und den Schutz unschuldiger Leben. Kein Kind sollte jemals Angst haben, nach draussen zu gehen und spielen oder mit den Eltern sein und eine gute Zeit haben.»

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So viele gute Dinge würden in den USA passieren, sagte der Präsident. «Und wenn ich Charlottesville sehe, macht mich das sehr sehr traurig.»

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Am Ende betonte er: «Egal, welche Hautfarbe wir haben, welcher Religion oder politischen Partei wir angehören, wir sind als aller erstes Amerikaner. Wir lieben unser Land, unseren Gott, unsere Flagge, wir sind stolz auf unser Land, darauf, wer wir sind.» Darum soll man sich die Situation in Charlottesville anschauen, und sehen, was man falsch mache.

Daraufhin bedankte sich der Bürgermeister Mike Signer bei Trump für seine Worte und sagte: «Unsere Arbeit hier fängt erst an. Ihre auch.»

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Kritiker auch in Trumps Republikanischer Partei bemängelten, dass der Präsident eine klare Schuldzuweisung an die rechtsextremen Demonstranten vermieden habe. Es sei «sehr wichtig, dass der Präsident die Ereignisse in Charlottesville als das beschreibt, was sie sind: als Terroranschlag weisser Rassisten», erklärte der republikanische Senator Marco Rubio. Der dienstälteste republikanische Senator Orrin Hatch forderte: «Wir müssen das Übel beim Namen nennen. Mein Bruder hat nicht sein Leben im Kampf gegen Hitler gegeben, damit Nazi-Gedankengut hier zuhause ohne Widerstand akzeptiert wird.»

«Die grösste Hass-Demonstrationen seit Jahrzehnten»

Was ist da los, fragt man sich.

Die Bürgerrechts-Organisation Southern Poverty Law Center spricht von der «grössten Hass-Demonstrationen seit Jahrzehnten». Die Behörden von Charlottesville haben wegen des grossen Aufmarsches den Notstand ausgerufen.

Berichten von Augenzeuge zufolge kam es zu Ausschreitungen zwischen den Neonazis und Gegendemonstranten. Laut einem CNN-Reporter seien Demonstranten auf beiden Seiten gegenseitig mit Tränengas aufeinander losgegangen. Zudem hätten sie ihre Fahnen als Schlagstöcke verwendet, Flaschen seien geflogen.

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Ausgelöst wurde die Neonazi-Demonstration durch die Entfernung einer Statue von Robert E. Lee. Er war bis 1861 Oberst des US-Heeres und kämpfte im amerikanischen Bürgerkrieg für den Fortbestand der Sklaverei kämpften. Zu der Demonstration aufgerufen hatte neben dem Ku Klux Klan auch die sogenannte Alt-Right-Bewegung, die neonazistisches Gedankengut vertritt und US-Präsident Donald Trump unterstützt.

Robert E. Lee ist ein «grosser Mann» für Ultrarassisten, die noch immer von schwarzen Sklaven träumen – nicht aber für die Bewohner von Charlottesville. Sie entfernten die Statue und benannten den Park rund herum in Emancipation Park (sinngemässe Übersetzung: Gleichberechtigungspark). (pma/man/SDA)

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