An der Küste des Landes warten die Menschen voller Angst auf den massiven Wirbelsturm, während Experten vor katastrophalen Folgen warnen. Das Zentrum von «Patricia» lag heute (06.30 Uhr MESZ) knapp 300 Kilometer süd-südwestlich der Stadt Manzanillo, wie das US-Hurrikanzentrum in Miami mitteilte. Der Sturm erreicht in seinem Innern Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde.
«Patricia», die sich derzeit mit einer Geschwindigkeit von 17 Stundenkilometern in nord-nordwestlicher Richtung bewegt, soll nach neuesten Erkenntnissen bereits am Nachmittag (Ortszeit) im Bundesstaat Jalisco auf Land treffen. Zunächst war erwartet worden, dass sie in der Nacht zu Samstag ankommt.
Höchste Warnstufe
Zwar seien noch «Schwankungen» in der Intensität des Sturms möglich, es sei aber zu erwarten, dass «Patricia» ein «extrem gefährlicher» Sturm der Kategorie fünf bleibe, teilte das US-Hurrikanzentrum mit. Auf der sogenannten Saffir-Simpson-Skala für Hurrikane ist das die höchste Warnstufe.
Einen Sturm dieser Stärke gab es laut dem US-Hurrikanzentrum in der ganzen westlichen Hemisphäre noch nie.
Die mexikanische Regierung rief in 56 Ortschaften in Küstennähe den Notstand aus. Der Sturm bedrohte laut Vorhersagen die Bundesstaaten Jalisco, Colima und Guerrero. Dort blieben die Schulen geschlossen. Zahlreiche Häfen an der Pazifikküste blieben für kleinere Boote geschlossen, der Hafen von Acapulco auch für grössere Schiffe.
400'000 Menschen gefährdet
Nach Angaben des nationalen Katastrophenschutzes leben 400'000 Menschen in den gefährdeten Gebieten. Über die Evakuierung von Ortschaften sollen die örtlichen Behörden entscheiden. Nach Behördenangaben stehen knapp 1800 Unterkünfte für 259'000 Menschen bereit.
In der betroffenen Region liegt auch der grosse Hafen von Manzanillo im Bundesstaat Colima sowie der Touristenort Puerto Vallarta im Bundesstaat Jalisco. Der Ort könnte nach Behördenangaben direkt getroffen werden, weshalb Touristen zu Umbuchungen aufgefordert wurden. Einige Airlines strichen ihre Flüge nach Puerto Vallarta.
2013 starben 157 Menschen durch Stürme
«Wir kontrollieren die Küstenorte in der Gegend von Puerto Vallarta sowie von Melaque und La Huerta und fordern besonders gefährdete Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen», sagte José Trinidad López Rivas dem Sender Foro TV. Im Ort Boca de Pascuales wurden bereits 70 Menschen in Notunterkünfte gebracht, 30 weitere brachten sich bei Verwandten im Landesinneren in Sicherheit.
«Hurrikans sind unberechenbar», sagte Enrique Esparza von einem Möbelgeschäft in Küstennähe in Manzanillo, wo Ladeninhaber begannen, ihre Schaufenster zu verrammeln. In Jalisco und Michoacán wurde als Vorsichtsmassnahme bereits Wasser an Staudämmen abgelassen, um Überschwemmungen zu vermeiden.
Das US-Hurrikanzentrum warnte vor sintflutartigen Überschwemmungen und Schlammlawinen. Die Behörden warnten zudem vor ansteigenden Flusspegeln und überschwemmten Strassen.
Mexiko ist in der Hurrikansaison, die am 30. November endet, sowohl an der West- als auch an der Ostküste von schweren Tropenstürmen bedroht. 2013 trafen die Stürme «Ingrid» und «Manuel» beinahe zeitgleich auf beide Küsten. Bei dem seltenen Ereignis wurden 157 Menschen getötet.