Es war ein guter Tag für Mark Zuckerberg (33). Nach seiner Anhörung im US-Senat am Montag schoss die Facebook-Aktie an der Wall Street vier Prozent in die Höhe und machte ihn drei Milliarden Dollar reicher.
Es hätte kaum besser laufen können für den Milliardär. Er stieg als Sieger aus dem Ring, niemand konnte ihn ernsthaft aus der Ruhe bringen. Ganz offensichtlich hat sich die intensive Vorbereitung mit Anwälten und PR-Profis gelohnt.
Einen interessanten Einblick in Zuckerbergs Kommunikations-Strategie zeigt ein Blick in seine Notizen. Diese liess er nämlich während der Anhörung offen auf seinem Pult liegen, sodass Fotografen ein Bild davon schiessen konnten.
«Facebook gegründet. Meine Entscheidungen»
Die beiden A4-Seiten sind in Themen wie «Verantwortung», «Cambridge Analytica» und «Datensicherheit» gegliedert und enthalten Stichworte für mögliche Fragen, mit denen Zuckerberg konfrontiert werden könnte.
«Wenn attackiert: respektvoll, ich weise das zurück. Das ist nicht, wer wir sind», heisst es etwa. Und für eine mögliche Rücktrittsforderung liegen folgende Stichworte parat: «Facebook gegründet. Meine Entscheidungen. Ich habe Fehler gemacht. Grosse Herausforderung, aber wir haben schon zuvor Probleme gelöst, werden auch dieses lösen. Wir handeln bereits.»
Es ist das Mantra, das Zuckerberg nicht müde wird zu verbreiten: Es sind Fehler passiert, ich bin schuld, wir bringen das in Ordnung. Dabei zeigt er sich stets reumütig und vermeidet es, arrogant oder herablassend herüberzukommen. Auch das dürfte zum Plan seines PR-Krisenteams gehören.
Tatsächlich lassen sich die meisten Senatoren mit oberflächlichen Antworten abspeisen. In US-Medien hagelt es dafür Kritik. Man habe Zuckerberg nicht hart genug rangenommen, so der Tenor. Viele der Politiker, meist Männer im höheren Alter, hätten ein ungenügendes Verständnis davon, wie Facebook funktioniert.
«Senator, wir schalten Werbung»
So fragte der Vize-Senatspräsident Orrin Hatch (84): «Wie können Sie mit einem Geschäftsmodell auskommen, bei dem Benutzer nicht für Ihre Dienste zahlen?» Mit einem gequälten Lächeln erwiderte Zuckerberg: «Senator, wir schalten Werbung.»
Als eine der wenigen rückte ihm die kalifornische Senatorin Kamala Harris (53) mit unangenehmen Detail-Fragen auf die Pelle. «Wie viel Geld hat Facebook mit Anzeigen russischer Akteure verdient?», war eine davon. Doch Zuckerberg weicht aus, erzählt nichts Neues. Immer wieder sagt er bei heiklen Fragen, er kenne die Antwort nicht und müsse es abklären.
Dass es dem Milliardär kaum richtig unwohl in seiner Haut wird, wird spätestens deutlich, als ihn ein Senator fragt, ob er eine Pause machen wolle. Zuckerberg erwidert schon fast heiter: «Ach nein, von mir aus können wir gerne weitermachen.» Dafür heimst er sogar ein paar Lacher ein.
Heute um 16 Uhr (Mitteleuropäische Zeit) muss Zuckerberg erneut zu einer Anhörung antraben. Die Politiker erhalten also eine zweite Chance, ihm so richtig auf den Zahn zu fühlen.