Notizen eines Psychopathen
So plante der Batman-Killer sein Massaker

Während der Premiere zu «The Dirk Knight Rises» hat James Holmes (27) vor drei Jahren ein Dutzend Menschen kaltblütig getötet. Jetzt ist ein 20-seitiges Notizheft, in dem er seinen Amoklauf minutiös plante, ein wichtiges Beweisstück vor Gericht.
Publiziert: 29.05.2015 um 11:26 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:32 Uhr
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Das Notizbuch beinhaltet auch Skizzen des Kinosaals.
Foto: AP/Colorado Judicial Department

Es ist unscheinbar und sein Titel – «Über das Leben» – lässt an etwas Gutes glauben. Doch was in dem braunen Spiral-Notizheft steht, hat in der Nacht zum 20. Juli 2012 zwölf Menschen das Leben gekostet und fast 60 weitere verletzt. An jenem Freitag stürmte James Holmes während der Batman-Premiere «The Dark Knight Rises» in Aurora ein Kino und schoss wild um sich.

Auf über 20 Seiten beschäftigt sich Holmes mit dem «Sinn des Lebens» und der «Bedeutung vom Tod». Er gesteht auch, seit seiner Kindheit «vom Töten besessen» zu sein und diagnostiziert sich selber mit einem «kranken Hirn». «Wenn die Menschheit die Wahrheit nicht finden kann, muss die Unwahrheit mittels Gewalt in Wahrheit umgewandelt werden», schreibt er. Auffallend oft fragt er immer wieder nach dem «Warum?».

Welche Gedanken den heute 27-Jährigen in der Tatnacht begleiteten, wird wohl immer sein dunkles Geheimnis bleiben. Ob er aus purer Blutrünstigkeit tötete oder ob er seiner kranken Psyche willenlos ausgeliefert war – darüber streiten sich Anklage und Verteidigung vor Gericht. Holmes plädiert in allen 166 Anklagepunkten «wegen Unzurechnungsfähigkeit» auf nicht schuldig.

Einzige Lösung: «Massenmord»

Staatsanwalt George Brauchler zeichnete bereits in seinem Eröffnungsplädoyer im April das Bild eines intelligenten, durchtriebenen Täters. «Dieser Typ war gesund, als er versuchte, all diese Menschen in dem Kino zu ermorden.» Das Notizbuch soll dieses Argument untermauern. Seine Zurechnungsfähigkeit will er mit Holmes detaillierten Plänen und Auseinandersetzungen zum Massaker beweisen.

Der Killer scheint die Art seines Amoklaufs per Ausschlussverfahren gewählt zu haben. Er entschied sich gegen Bomben und biologische Kriegsführung und auch die Idee einer Mordserie missfiel ihm offenbar. «Zu persönlich, zu viele Beweise» und eine hohe Gefahr, nach «nur wenigen Morden» bereits geschnappt zu werden. Einzige Lösung: «Massenmord». Einer der Gründe: «mit Schusswaffen einfach durchzuführen, wenn auch primitiver Natur.»

Bis ins Detail geplant

Die Wahl des Orts überliess Holmes ebenfalls nicht dem Zufall. Flughäfen schloss er aus, weil er nicht riskieren wollte, dass seine Tat als Terroranschlag missinterpretiert wird. «Der letzte Ausweg: Massenmord im Kino», schreibt er. Dazu zeichnete er verschiedene Skizzen von einzelnen Sälen und listete die dazugehörigen Vor- und Nachteile auf. Entschieden hat er sich für Saal neun.

Und auch dass er während einer Batman-Vorstellung zuschlagen wird, hat er sich im Voraus ausgemalt. In Anlehnung an den Filmtitel schreibt er: «Embraced the hatred, a dirk knight rises.» (Ein hasserfüllter, dunkler Ritter erhebt sich). (lex)

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