Ein Mann (25) ist am Samstagnachmittag in Hohen Luckow (D) im Landkreis Rostock mit Mäharbeiten beschäftigt. Als er seine Maschine entleeren will, bemerkt er, dass eine Zuführung mit Getreide verstopft war, wie die Polizei berichtet.
Also klettert der Mann, der für ein örtliches Landgut arbeitet, gegen 16.30 Uhr in die Maschine, versucht die Verstopfung zu beheben. Dabei rutscht er aus und gerät mit beiden Beinen in zwei gegenläufig drehende Förderschnecken.
Passant hört die Schreie
Seine Beine werden dabei eingeklemmt, der junge Mann schreit laut vor Schmerzen. Ein zufällig vorbeilaufender Passant hört die Schreie und kann die Notfalldienste alarmieren. Polizei, Feuerwehr und ein Rettungsheli tauchen am Unfallort auf – doch sie können den Mann nicht aus der Maschine befreien. Zwei Stunden lang mühen sich die Helfer ab.
Die einzige Lösung, das Leben des Mannes zu retten: Eine Amputation beider Beine. Ein Operationsteam der Rostocker Uniklinik wird eingeflogen, richtet noch auf dem Acker einen mobilen «Operationssaal» her. Die Operation gelingt, beide Beine werden amputiert und der Mann ins Spital geflogen.
«Totmannschalter» umgangen
Gemäss neuen Erkenntnissen soll ein Sicherheitsmechanismus – ein sogenannter «Totmannschalter» – umgangen worden sein. Wie der «Nordkurier» berichtet, befanden sich am Unglückstag drei Personen am oder im Mähdrescher: Zwei Landwirte (beide 25) und eine Gehilfin (24).
Gemäss Polizei wollten die beiden Männer den verstopften Korntank mit Schaufeln wieder freibekommen. Als sie nach den Schaufeln suchten, befand sich die Gehilfin auf dem Fahrersitz. Hier kommt der Sicherheitsmechanismus ins Spiel: Wenn jemand den Fahrersitz verlässt, werden alle Maschinen automatisch abgestellt. Diese Totmannschaltung soll dadurch umgangen worden sein. Als der andere Landwirt noch am Telefon war, ging der andere vor und kletterte in den Korntank, wo seine Beine in die gegensätzlich laufenden Förderschnecken gelangten.
«Und dann mussten wir ihn dort herausschneiden»
Die Wunder-OP führte Clemens Schafmayer von der Uni-Klinik Rostock durch. «Mir war klar, dass wenn jemand so schwer eingeklemmt ist, dass wir irgendwie gucken müssen, dass wir die Gefässe auch abklemmen müssen», erklärt der Mediziner das Vorgehen. Aus diesem Grund wurde auch eine Spezialistin für Gefässchirurgie angefordert.
Schafmeyer weiter. «Dann haben wir mit dem Notarzt zusammen überlegt, wie man ihn da herausbekommt und es gab nur eine Chance: Entweder er stirbt dort vor Ort oder wir kriegen ihn da raus.»
Der Landwirt bekommt Schmerzmittel und wird schliesslich in Narkose gelegt. «Und dann mussten wir ihn dort herausschneiden.» Der Eingriff ist schwierig. Die Ärzte sehen kaum etwas. «Das ist halt eine totale Improvisation und wir haben nur eine kleine Taschenlampe gehabt.»
Doch es gelingt, den Mann zu befreien. Eine Teamleistung, wie Schafmeyer betont. «Wenn das nicht alles gewesen wäre und alle so unkompliziert und pragmatisch zusammengearbeitet hätten, dann hätte der junge Mann niemals überlebt und er hat überlebt.»
Inzwischen befinde sich der Mann nicht mehr in Lebensgefahr und sei ansprechbar. (neo/jmh/bab)