Die Preise für Medizin, Chemie und Physik wurden schon vergeben. Aber mit der heutigen, prestigeträchtigen Auszeichnung für Frieden erreicht die Nobelpreiswoche ihren Höhepunkt. Wer durch das Komitee tatsächlich nominiert wurde, ist geheim – bloss Vorschläge für den Friedensnobelpreis machen immer wieder Schlagzeilen. Kein Wunder: Jeder kann jeden vorschlagen.
Dieses Jahr wurden 331 Kandidaten vorgeschlagen - 216 Personen und 115 Organisationen. Seit 2012 ist jeder Nobelpreis mit acht Millionen Schwedischen Kronen dotiert (rund 878'000 Franken). Anders als die übrigen Nobelpreise wird der Friedenspreis nicht in Schweden, sondern in Norwegen verkündet.
IS-Überlebende Murad und Gynäkologe Mukwege geehrt
Um kurz nach 11 Uhr am Freitagvormittag wurden die Gewinner des Friedensnobelpreises in Oslo bekanntgegeben. Geehrt wurden der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege und die jesidische UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad. Mukwege, in seiner Heimat als «Doktor Wunder» bekannt, wurde für sein Engagement in der Behandlung von Opfern sexueller Gewalt ausgezeichnet. Murad wurde vom IS verschleppt und vergewaltigt. Sie überlebt die Gefangenschaft, kam nach Deutschland und setzt sich jetzt für Strafverfolgung von IS-Verbrechen ein.
Nebst den beiden Ausgezeichneten wurde auch #MeToo-Gründerin Tarana Burke für den Preis hoch gehandelt. Nachdem die EU 2012 den Friedensnobelpreis erhalten hat, zählen auch dieses Jahr wieder Organisationen zu den Favoriten. Etwa das International Rescue Commitee – es rettet Flüchtlinge im Mittelmeer –, das UNO-Welternährungsprogramm (WFP), aber auch Ärzte ohne Grenzen.
2017 gewann etwa die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) den Friedensnobelpreis – und damit eine in Genf ansässige Organisation.
Trump spielte dieses Jahr keine Rolle
Anfangs 2018 machte die Nominierung von US-Präsident Donald Trump die Runde. Er sei von einem US-Bürger bereits zum dritten Mal wegen seiner Ideologie des «Friedens durch Stärke» dem Komitee vorgeschlagen worden. Doch die Nominierung erwies sich als Fälschung. Das sagte der Direktor des norwegischen Instituts, Olav Njølstad, noch im Februar. Immerhin: Trump könnte den Friedensnobelpreis 2019 gewinnen – dafür soll er tatsächlich vorgeschlagen worden sein.
Doch gibt es auch ohne Trump skurrile Anwärter für den diesjährigen Friedensnobelpreis. Etwa der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un. Bei einigen Wettbüros zählen der Diktator zusammen mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Moon Jae In tatsächlich zu den Favoriten für den diesjährigen Friedensnobelpreis. Dies, weil die beiden Präsidenten der verfeindeten Staaten sich für einen dauerhaften Frieden untereinander stark machen. (fr/rad)