Nordkorea-Kenner zu getötetem Bruder von Kim Jong Un
«Kim Jong Nam studierte in Genf»

Die nordkoreanische Herrscherfamilie mag die Schweiz. Laut Kim-Kenner Friedrich-Wilhelm Schlomann lebte einst auch der ermordete Halbbruder des Machthabers hier.
Publiziert: 15.02.2017 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:30 Uhr
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Wollte Kim Jong Un (links) seinen älteren Halbbruder Kim Jong Nam aus dem Weg räumen?
Foto: Wong Maye-E, Shizuo Kambayashi
Georg Nopper

Kim Jong Nam, der ältere Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, ist tot. Der 45-Jährige soll von zwei nordkoreanischen Agentinnen in Malaysia mit Giftnadeln ermordet worden sein. Er starb auf dem Weg vom Flughafen Kuala Lumpur ins Spital. Heute verhaftete die Polizei eine der verdächtigen Frauen.

Wie bei Kim Jong Un wird auch bei Kim Jong Nam vermutet, dass er in der Schweiz ausgebildet wurde. Der ältere der Kim-Halbbrüder soll aber im Gegensatz zum heutigen Machthaber nicht in Köniz BE, sondern in der Westschweiz gewohnt haben.

Dies sagt der deutsche Nordkorea- und Geheimdienstkenner Friedrich-Wilhelm Schlomann (88) zu BLICK. «Er ging in Genf auf die internationale Handelsschule», weiss Schlomann. Von wann bis wann Kim Jong Nam in der Schweiz war, kann der Nordkorea-Kenner nicht sagen.

Wie ein ehemaliger Leibwächter des verstorbenen Vaters der Halbbrüder, Kim Jong Il (1941–2011), vor einem Jahr in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagte, studierte auch der heute schätzungsweise 33-jährige Machthaber in Genf.

«Schon längst erwartet»

Schlomann überrascht der Tod von Kim Jong Nam nicht: «Ich habe das schon längst erwartet.» Denn bei einem Spionageprozess im südkoreanischen Seoul habe ein nordkoreanischer Agent einst bereits über Mordpläne gegen den Mann ausgepackt.

Kim Jong Nam fiel in Ungnade, nachdem er sich für Reformen ausgesprochen und sich kritisch zur Machtübernahme seines Bruders geäussert hatte. Für Schlomann ist klar, dass der abtrünnige Halbbruder zu den Amerikanern überlief.

Schlomann ist Jurist, Journalist und Autor. Er verfasste zahlreiche Bücher, meist über nachrichtendienstliche Themen. Ihm werden gute Kontakte zu Geheimdiensten nachgesagt. In den 1990er-Jahren gab Schlomann an der ETH Zürich Gastvorlesungen, zum Beispiel über die Themen Spionage und psychologische Kriegsführung.

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