Nordkorea ist düster, die Welt ist farbig
Trumps Propaganda-Video Bild für Bild analysiert

US-Präsident Donald Trump überraschte am Gipfeltreffen den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un mit einem Propaganda-Film. Wie im Hollywood-Kino flimmern, untermalt von heroischer Musik, Bilder über die Leinwand. BLICK analysiert den Film Bild für Bild.
Publiziert: 14.06.2018 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:17 Uhr
Foto: imago/ZUMA Press
Simon Huwiler

Bilder sind eine gefährliche Waffe. Könige und Kaiser demonstrierten einst, heroisch abgebildet, ihre Unantastbarkeit auf Gemälden. Goebbels perfektionierte die Manipulation durch heldenhafte Kriegsfilme. Ein Satellitenbild war es damals, welches George W. Bush in den Irak einmarschieren liess.

Nun versucht sich auch US-Präsident Trump in der Produktion von Propaganda-Videos. Zu Beginn der Gespräche mit Kim Jong Un soll er ihm den Film auf seinem iPad gezeigt haben. «Ich denke, er hat ihn geliebt», äussert sich Trump an der Medienkonferenz nach dem Gipfeltreffen. Nun veröffentlichte das Weisse Haus dieses Propagandawerk.

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«Sieben Milliarden Menschen bewohnen die Erde», erklingt es aus dem Off, während Bilder von Autos, Menschenmassen und der Erde vorbeischwirren. «Nur sehr wenige werden Entscheidungen fällen, welche ihr Heimatland erneuern wird», heisst es weiter. Ohne falsche Bescheidenheit erscheint Donald Trump, abgelöst von Kim Jong Un, auf der Mattscheibe. «A destiny picture production» – eine Schicksalsproduktion –, wird rot auf schwarz eingeblendet. Schimmel galoppieren durch seichtes Wasser, Drohnen fliegen Pakete durch Grossstädte, Kinder fahren Putschauto. Heroische Musik.

Foto: Infografik

Hauptsächlich Agenturbilder

Vier Minuten und elf Sekunden Hollywood-Gesülze später bleibt ein fader Eindruck: Will Trump damit wirklich Kim Jong Un beeinflussen? Will er sein eigenes Image aufbessern? Oder wollte er sich einfach mal als Regisseur versuchen?

Das Video ist ein Lehrstück in Propaganda. Grund genug für BLICK, es genauer – Bild für Bild – zu untersuchen.

Erste Auffälligkeit: Im Video dominieren Bilder mit Natur, Technik und Menschen, alles in Hochglanz, alle ohne besondere Bedeutung. Denn hierbei handelt es sich um Agenturbilder, die für wenige Franken von jedermann aus dem Internet heruntergeladen werden können. Fast die Hälfte des Filmes (47 Prozent oder 3575 Einzelbilder) bestehen aus diesen Agenturbildern.

Auf die Agenturbilder folgen Videoausschnitte von Korea (19 Prozent). Erst auf den dritten Rang folgt ein Präsident: Kim Jong Un. Mit 11 Prozent darf er sein Gesicht fast einen Drittel öfters in die Kamera strecken als der medienverliebte Trump.

Einfaches Nordkorea, moderne Welt

Im Video zeigt sich, wie sich die Macher des Films Nordkorea vorgestellt haben. Wird das Land von Kim Jong Un gezeigt, sehen die Zuschauer ein vom Krieg geplagtes Nordkorea - gehalten in Schwarz-Weiss (41 Prozent). Ein Drittel aller Bilder über Nordkorea hingegen zeigen Kinder.

Wird die restliche Welt gezeigt, dominieren intakte Natur, technologischer Fortschritt und fröhliche Menschen. Kurz: Nordkorea ist düster, die Welt draussen ist farbig.

Jedes sechste Bild zeigt die Anführer der beiden Länder. Und eines scheinen sie gemeinsam zu haben: Sie winken gerne. Mehr als einen Drittel seiner Videozeit braucht Kim, um umherzuwedeln. Trump streckt seine Hände gar noch lieber in die Kamera, 56 Prozent der Bilder zeigen ihn winkend.

Foto: Infografik

Während Kim vielfältiger dargestellt wird – mal schüttelt er Hände, mal ist er an einer Sitzung, mal zeigt er sich mit dem Militär –, will sich Trump wohl staatsmännischer geben: Nebst Winken sieht man ihn sprechend und an Sitzungen.

Wer ist die «Hand des Friedens»?

Auch über das Timing zwischen Sprache und Bild versuchen die Macher des Films, den Zuschauer zu beeinflussen. Ertönt «Freundschaft», sind im Wasser galoppierende Pferde zu sehen. «Respekt» wird mit einem Foto von Trump und Sylvester Stallone illustriert. Bei «Wohlwollen» ist wie als unterschwellige Drohung Kim zu sehen. Ganz nach dem Motto «Protzen, nicht kleckern» wird die «Hand des Friedens» mit Trump illustriert.

Es ist ein surreales Video, welches die amerikanische Regierung produziert hat. Ganz scheint der ehemalige Serienstar vom Bewegtbild nicht wegzukommen.

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