Noch fünf Tage bis zum historischen Treffen zwischen Trump und Kim
Wird der Koreakrieg nach 68 Jahren beendet?

Der Countdown zum wichtigsten Gipfel des Jahres läuft. Am 12. Juni treffen sich US-Präsident Donald Trump und Nordkorea-Diktator Kim Jong Un in Singapur zu Gesprächen. BLICK beantwortet zehn Fragen zum Gipfel der Hoffnung.
Publiziert: 06.06.2018 um 23:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:52 Uhr
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Erste Annäherung in Washington: Donald Trump empfing den nordkoreanischen Gesandten Kim Yong Chol zu Vorgesprächen. 
Foto: Getty
Guido Felder

Zuerst war der Gipfel geplant, dann abgesagt, und man befürchtete schon eine neue Eskalation. Doch nun stehen die Zeichen zwischen den USA und Nordkorea wieder auf Gipfel-Diplomatie. Aktueller Stand: Am Dienstag, 12. Juni, treffen sich US-Präsident Donald Trump (71) und Nordkorea-Diktator Kim Jong Un (34) in Singapur zum geschichtsträchtigen Friedensgipfel. Die Gespräche beginnen dort um 3 Uhr Schweizer Zeit. BLICK erklärt die Hintergründe.

Worüber streiten sich Trump und Kim überhaupt?

Nordkorea forscht eifrig an der Atombombe. Die USA befürchten, dass der unberechenbare Kim Jong Un nicht nur das Territorium von Verbündeten in der Region angreifen, sondern sogar US-Gebiet erreichen könnte. Der Westen hat daher den Handel mit Nordkorea unterbunden, um Kim in die Knie zu zwingen. 

Welches sind die Wurzeln des Konflikts?

Das 1910 durch Japan annektierte Kaiserreich Korea wurde nach Japans Niederlage im Zweiten Weltkrieg im Norden von den Sowjets und im Süden von den Amerikanern besetzt. 1950 überrannte der Norden den Süden. Die Uno schickte von den USA geleitete Truppen, um Südkorea zu befreien, während China Nordkorea unterstützte. In drei Jahren Stellungskrieg starben über vier Millionen Menschen. 1953 einigten sich beide Seiten auf einen Waffenstillstand und auf die Grenzlinie am 38. Breitengrad, schlossen aber keinen Friedensvertrag ab. Südkorea blühte wirtschaftlich auf und wurde zur Demokratie. Nordkorea, in dritter Generation vom Kim-Clan regiert, ist eine völlig verarmte stalinistische Diktatur. 

Wer sind die wichtigsten Akteure?

Nordkorea: Der abgeschottete kommunistische Staat hält Atomwaffen für seine einzige Überlebensgarantie. Südkorea: Das Schwesterland sehnt sich nach Versöhnung, fürchtet die Aggression des Nachbarn – aber auch dessen Zusammenbruch. USA: Schutzpatron des Südens, «Klassenfeind» für den Norden. China: Half Nordkorea im Krieg und ist sein grösster Handelspartner. Bei einem Kollaps Nordkoreas müsste auch China mit Millionen von Flüchtlingen rechnen. Japan: Steht mit Südkorea im Verteidigungsbündnis mit den USA. Mehrere Male liess Kim Jong Un Raketen bei Japan ins Meer schiessen. Russland: Hat Angst, bei den Verhandlungen ins Abseits zu geraten. Sucht den Kontakt zu Kim.

Warum will Kim nun reden?

Kim ist dringend auf Handel angewiesen, denn mit konsequenten Sanktionen hat der Westen das Land ausgetrocknet. Manches deutet darauf hin, dass zudem seine Atomzentren in die Luft geflogen und wertlos geworden sind.

Wo findet der Gipfel statt?

Im Luxushotel «Capella» auf der Singapur vorgelagerten Vergnügungsinsel Sentosa. Vielleicht ein gutes Omen, denn «Sentosa» bedeutet «Ruhe» oder «Frieden». Eine Zeitlang waren auch Schweden und die Schweiz im Gespräch. Doch Singapur ist für Kims Flugzeug besser erreichbar: Seine Iljuschin II-62m stammt noch aus der Sowjet-Zeit. Ein Zwischenstopp wäre peinlich, das Mieten einer modernen Maschine ebenso.

Welches sind die zentralen Punkte der Verhandlungen?

Nordkorea solle auf Atomwaffen verzichten. Im Gegenzug dürften die USA keine mehr im Süden stationieren. Untereinander planen die beiden Koreas einen Friedensvertrag. Darüber wird Trump sicher auch sprechen wollen, vielleicht sogar über eine Wiedervereinigung, sicher aber über die Reduktion oder Aufhebung der Handelssanktionen.

Wie werden die Gespräche enden?

Trump und Kim gelten beide als ziemlich unberechenbar. Und so ist alles möglich: ein völliger Fehlschlag mit neuer Eskalation – oder der Abschluss eines Abkommens.

Wie könnte ein Deal aussehen?

Etwa so: Trump garantiert Kim «sehr starke Sicherheiten», wenn dieser der Denuklearisierung zustimmt. Der US-Präsident weiss, dass Kim die Folgen des Abrüstungs-Abkommens von 2003 für Libyens Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi (†69) fürchtet: Der hatte auf Atom- und Chemiewaffen verzichtet – und wurde danach im Arabischen Frühling 2011 gestürzt und ermordet, mit Billigung des Westens.

Wer bezahlt das Treffen?

Nordkorea ist bekannt dafür, dass es sich Auslandreisen seiner Vertreter bezahlen lässt. An den Kosten beteiligen sich unter anderem Singapur und die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican). Diese will einen Teil ihres Nobelpreisgelds von 875'000 Euro spenden.

Wird der Korea-Krieg nach 68 Jahren beendet?

Einem Friedensvertrag standen die beteiligten Länder jedenfalls noch nie so nahe. Sowohl Süd- als auch Nordkorea bekräftigen, dass sie die Wiedervereinigung anpeilten, wenn auch unter anderen politischen Vorzeichen. Aber nur schon die Öffnung der Grenze wäre für die Koreaner, die noch immer Verwandte auf der anderen Seite wissen, ein enormer Fortschritt.

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