Allein in Kukawa am Tschad-See wurden laut Zeugen fast 100 Menschen getötet. Der Angriff von etwa 50 Bewaffneten dauerte demnach vier Stunden, ohne dass Sicherheitskräfte interveniert hätten.
«Die Terroristen haben zunächst muslimische Gläubige angegriffen, die in mehreren Moscheen zum Gebet versammelt waren», sagte ein Augenzeuge aus Kukawa gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
«Sie haben die Moscheen umstellt und haben dann auf die Gläubigen geschossen, vor allem junge Männer und Kinder», sagte der Mann. Einige der Angreifer hätten Leichen in Brand gesetzt, andere seien zu den Häusern des Dorfes gelaufen und hätten auf die Frauen geschossen.
Der Fischer Kwantami Amodu sagte, der Angriff habe etwa vier Stunden gedauert. In dieser Zeit seien keine Sicherheitskräfte eingetroffen. In dem elf Kilometer entfernten Kuros-Kawwa hätten sich aber Soldaten aufgehalten. Aus Sicherheitskreisen in Maiduguri war am Donnerstag nur eine Bestätigung zu erhalten, dass der Angriff in Kukawa stattgefunden habe, jedoch wurden keine Zahlen zu den Opfern genannt.
Augenzeugen und ein Abgeordneter sagten, dass in zwei Dörfern des Bundesstaates Borno ebenfalls am Mittwochabend mindestens 48 Gläubige erschossen worden seien.
Der Abgeordnete Mohammed Tahir machte für diese Angriffe auf zwei Nachbardörfer direkt die Gruppe Boko Haram verantwortlich. «Die Bewaffneten von Boko Haram haben 48 Männer getötet und elf weitere verletzt», sagte Tahir über die Attacke in der Nähe der Stadt Monguno. Die beiden Dörfer seien vollständig zerstört worden.
Die Angriffe vom Mittwochabend waren die blutigsten seit dem Amtsantritt des neuen muslimischen Staatspräsidenten Muhammadu Buhari am 29. Mai. Buhari hatte den Kampf gegen Boko Haram zu seiner Priorität erklärt. Die Fanatiker wollen im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias einen so genannten islamischen Gottesstaat errichten.
Seit dem Jahr 2009 tötete die Terrorgruppe nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 15'000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt.