US-Präsident Donald Trump (73) will Amerika so schnell wie möglich zurück auf den Beinen. Offenbar hält er nicht viel von «social distancing», Ausgehsperren und scharfen Wirtschaftsmassnahmen. Im Gespräch mit dem TV-Sender Fox News rechtfertigt Trump die Anordnungen seiner eigenen Regierung. Sein Argument: «Wir verlieren jedes Jahr Abertausende von Menschen durch die Grippe und schalten das Land nicht ab.»
In zweieinhalb Wochen soll in den Vereinigten Staaten wieder Normalität herrschen. «Wir müssen das Land wieder öffnen», so Trump. Menschen sollen sich wieder versammeln dürfen und Geschäfte sollen öffnen können. Trump: «Ostern ist ein ganz besonderer Tag für mich ... Ostersonntag, und wir werden überall in unserem Land volle Kirchen haben.»
USA das nächste Corona-Epizentrum?
Trumps brachialer Optimismus beflügelte selbst Wall Street. Der Dow Jones legte am Dienstag mit einem Kursfeuerwerk den kräftigsten Tagesgewinn seit den 1930er-Jahren hin. Der US-Hauptbörsenindex schloss 11,37 Prozent im Plus, der stärkste Gewinn seit 1933. Auch der Nasdaq und S&P 500 schlossen fast zehn Prozent höher. Dies, obschon auch Investoren Trump vor einer raschen Öffnung der Wirtschaft warnen, denn Opferzahlen im Land steigen ungebremst an und Menschen haben Angst vor dem Virus. Zudem warnte WHO-Sprecherin Margaret Harris, dass die Vereinigten Staaten zum neuen Epizentrum der Pandemie werden könnten: «Wir sehen eine sehr grosse Beschleunigung der Fälle in den USA.»
Die Zahl der Corona-Todesopfer in den Vereinigten Staaten hat 700 überschritten, bald sind 55'000 Menschen infiziert. Das sind 1100 Mal mehr US-Fälle als vor genau einem Monat. Dabei wird von einer weit höheren Dunkelziffer ausgegangen. Trump dagegen stellt Richtlinien in Aussicht, um die Ausbreitung des Coronavirus bis Ostern gestoppt zu haben und Menschen dabei die Rückkehr in den Alltag zu erlauben.
Die von der US-Regierung erlassenen, geltenden Richtlinien erlauben keine Gruppen von mehr als zehn Personen. Das führte beispielsweise dazu, dass Kirchen geschlossen und Gottesdienste online geschaltet werden mussten. Nun soll in ein paar Tagen alles vorbei sein. «Ich denke, es ist möglich», sagt Trump. «Warum ist es nicht möglich? Wir haben das Land noch nie geschlossen.»
«Kur darf nicht schlimmer als das Problem sein»
Trumps Hauptargument: Nicht nur das Virus könne Tausende töten, sondern auch eine abgewürgte Wirtschaft. Mit seinem Kurs, Warnungen von Epidemiologen zu ignorieren, begeht sich der US-Präsident auch auf Konfrontationskurs mit medizinischen Experten. Die drängen darauf, dass strenge Anti-Eindämmungsmassnahmen bestehen bleiben, um das Virus zu stoppen.
Amerika verliere jedes Jahr «Hunderte von Menschen durch die Grippe», so Trump. «Aber Sie werden noch mehr Menschen verlieren, indem Sie ein Land in eine massive Rezession oder Depression stürzen. Sie werden Tausende von Selbstmorden haben. Es wird alles Mögliche passieren. Sie werden Instabilität haben. Man kann nicht einfach kommen und sagen: ‹Lasst uns die Vereinigten Staaten von Amerika schliessen.›»
Zuvor schrieb Trump auf Twitter: «Unser Volk will wieder arbeiten. Sie werden sich in sozialer Distanzierung und all dem anderen üben, und die Senioren werden schützend und liebevoll bewacht werden. Wir können zwei Dinge gemeinsam tun. Die Kur darf nicht (bei weitem) schlimmer als das Problem sein. Der Kongress muss jetzt handeln. Wir werden stark zurückkommen!» (kes)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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