Nicht nur Luftschläge gegen IS
Türken bombardieren Kurden bei Kobane

Die türkische Luftwaffe fliegt Angriffe gegen den IS – und gegen die Kurden. Die kurdische Miliz YPG berichtet jetzt, dass auch Stellungen in der Nähe von Kobane bombardiert wurden.
Publiziert: 27.07.2015 um 08:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:35 Uhr
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Türkische F16-Jets bombardierten erneut Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Die türkische Armee hat offenbar erstmals Kurden in Syrien angegriffen und Stellungen der kurdischen Miliz YPG in der Umgebung von Kobane bombardiert. Das berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Nach mehreren Luftangriffen auf Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien wurde in der Nacht auf heute auch das von Kurden kontrollierte Dorf Sor Maghar in der Provinz Aleppo nahe der Grenze zur Türkei von türkischen Panzern beschossen. Dabei seien mindestens vier kurdische Kämpfer verletzt worden.

Die Türkei hat Vorwürfe der kurdischen YPG-Miliz in Syrien zurückgewiesen, ihre Armee habe deren Stellungen angegriffen. Das Aussenministerium in Ankara teilte am Montag mit, das betreffende Dorf in der Nähe der von der radikal-islamischen IS-Miliz gehaltenen nordsyrischen Stadt Dscharablus sei nicht bombardiert worden.

Angriffe gegen kurdische Arbeiterpartei

Gestern Abend hatte die türkische Armee laut Medienberichten auch wieder Angriffe auf Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak geflogen.

Die Türkei hatte am Freitag erstmals IS-Stellungen in Syrien bombardiert, in der Nacht zum Samstag wurden zum ersten Mal Lager der PKK im Nordirak angegriffen. Die Regierung in Ankara stuft beide Gruppen als «Terrororganisationen» ein.

Kritiker: Türkei versorgt IS mit Waffen

Der Türkei wurde seit langem vorgeworfen, dem Vormarsch der IS-Miliz tatenlos zuzusehen. Einige Kritiker werfen ihr auch vor, die Dschihadisten mit Waffen zu versorgen und nichts zu unternehmen, um IS-Rekruten am Grenzübertritt zu hindern. Demnach ist Ankara vor allem besorgt, dass die Kurden im Norden Syriens ein eigenes autonomes Gebiet erlangen könnten.

Bei einem der IS-Miliz zugeschriebener Selbstmordanschlag in der türkischen Grenzstadt Suruc waren vor einer Woche 32 Menschen getötet worden. Bei den meisten Opfern handelte es sich um linke oder prokurdische Aktivisten, die beim Wiederaufbau der kurdisch-syrischen Grenzstadt Kobane helfen wollten.

Die Kurden machten die türkische Regierung mit für den Anschlag verantwortlich. In der Folge verübte die PKK eine Reihe von tödlichen Vergeltungsangriffen auf türkische Polizisten. Weitere Opfer gab es bei gewaltsamen Protesten in Istanbul und anderen Städten. (SDA/kab)

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