Happiger Vorwurf von Nicaraguas Präsident: Die Bischöfe seien keine Vermittler in der politischen Krise, sondern Teil eines Putschplans, sagte Daniel Ortega am Donnerstag. Das disqualifiziere die Geistlichen, einen nationalen Dialog zwischen der Regierung und der zivilen Opposition zu leiten, erklärte Ortega bei einer Feier zum 39. Jahrestag der sandinistischen Revolution vor Tausenden Anhängern in der Hauptstadt Managua.
Die Rede des Präsidenten wurde auf Anweisung der Regierung auf allen TV- und Radiosendern des mittelamerikanischen Landes übertragen. Tausende öffentlich Angestellte sollten sich in Arbeitszentren zu den offiziellen Feierakten der Regierungspartei Sandinistische Nationale Befreiungsfront versammeln. In der Hauptstadt richtete die Polizei Sicherheitszonen ein.
«Jeden Tag stirbt in Nicaragua ein Mensch wegen der Krise»
Währenddessen warf das Nachbarland Costa Rica Ortega vor, in Nicaragua ein Massaker zu begehen. «Jeden Tag stirbt in Nicaragua ein Mensch wegen der Krise», sagte Aussenministerin Epsy Campbell. Davor könne die Regierung Ortegas nicht die Augen verschliessen.
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind seit Mitte April mehr als 300 Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen in Nicaragua ums Leben gekommen. Die Regierung spricht offiziell von rund 50 Toten.
Der Konflikt hatte sich an einer geplanten Sozialreform entfacht. Obwohl Ortega diese zurückzog, hielten die Proteste an. Regierungsnahe Schlägertrupps und die Polizei griffen die Demonstranten an. Die katholische Kirche hatte einen Dialog zwischen beiden Seiten vermittelt, die Gespräche wurden jedoch zweimal abgebrochen. (SDA)