New York, Boston, Strassburg
So gefährlich ist die Kochtopf-Bombe

Sie sind einfach zu bauen, haben aber eine verheerende Wirkung: Sprengsätze aus Schnellkochtöpfen, wie sie in New York gezündet worden sind, sind ein trauriger Terror-Klassiker. Die Anleitung stammt aus einem Al-Qaida-Magazin.
Publiziert: 19.09.2016 um 20:35 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:16 Uhr
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Bürgermeister Bill de Blasio und Gouverneur Andrew Cuomo begutachten die Bombe, die 29 Menschen verletzte.
Foto: imago

In New York City herrscht nach den Anschlägen vom Wochenende der Ausnahmezustand. Noch ist wenig zu den Umständen der Bombenexplosionen bekannt.

Klar ist aber: Die eine Bombe, die am Samstag im Stadtteil Chelsea 29 Menschen verletzte, und die zweite, die nicht detonierte, wurden auf dieselbe Art gebaut – aus einem Dampfkochtopf.

Ein Handy als Timer und eine verkabeltes Lämpchen einer Weihnachts-Lichterkette brachten den mit Granatsplittern und Sprengstoff versehenen Topf schliesslich zur Detonation.

Aus Mutters Küche

Die Bauart erinnert an den Anschlag auf den Boston-Marathon im April 2013. Damals verwendeten die Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew ebenfalls die Kochtopf-Methode.

Ein Al-Kaida-Ableger im Jemen hatte 2010 eine Anleitung dazu in seinem Online-Magazin «Inspire» verbreitet. Der Titel des Beitrags lautete: «Wie Du eine Bombe in der Küche Deiner Mutter baust». Darin heisst es: «Der Dampfkochtopf ist die effektivste Methode.»

Warnungen des US-Ministeriums

Das US-Ministerium für innere Sicherheit hat schon mehrfach vor Schnellkochtöpfen als Terrorwaffe gewarnt. Nach Erkenntnissen der US-Behörden wurden solche Bomben bei Anschlägen bereits in Afghanistan, Indien, Nepal oder Pakistan verwendet. Alles Länder, in denen diese Kochtöpfe weit verbreitet sind.

Auch die vier algerischen Islamisten, die im Dezember 2000 eine Bombe auf dem Strassburger Weihnachtsmarkt zünden wollten, hatten sich einen pakistanischen Dampfkochtopf aus Aluminium bestellt, der bei einer Explosion in besonders kleine Teile zersplittert wäre. Dieselbe Bauart wies eine Bombe des im Mai 2010 gescheiterten Times-Square-Attentäters auf.

Verbindung noch unklar

Neben der Explosion in New York City detonierte am Samstag auch eine Bombe in der Nachbarstadt New Jersey. Und gestern Abend wurde schon wieder eine Bombe entdeckt: In einem Rucksack beim Bahnhof in New Jersey.

Der Rucksack enthielt bis zu fünf Sprengsätze und steckte in einem Mülleimer. Ein Sprengsatz explodierte bei einem Entschärfungsversuch mit einem Roboter – verletzt wurde dabei niemand. Auch dort soll ein ähnlicher Zündmechanismus verwendet worden sein. Ob es Verbindungen zwischen den Explosionen in New York und New Jersey gibt, wird derzeit noch untersucht. (pfc)

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