Rawiri Waititi war am Dienstag ohne Krawatte erschienen, weil der Dresscode noch der Kolonialzeit entstamme, wie der Politiker mit dem traditionellen Gesichts-Tattoo zu Begründung auf Facebook schrieb: «Ich habe die koloniale Krawatte abgenommen, als Zeichen dafür, dass sie weiter kolonisiert und die Maori-Rechte unterdrückt.»
Stattdessen zeigte er sich mit einem Hei-Tiki, einem typischen geschnitzten Maori-Ornament, das um den Hals getragen wird. Parlamentspräsident Trevor Mallard verwies ihn wegen der fehlenden Krawatte des Saales.
«Es ist absurd, wenn ich aufgefordert werde, das Parlament zu verlassen, weil ich ein Hei-Tiki als kulturelle Geschäftskleidung tragen möchte», twitterte Waititi daraufhin. «Der Hei-Tiki ist die Krawatte meiner Wahl, er bindet mich an meine Vorfahren, mein Land und mein Volk.»
Am Mittwoch kam er zurück, erneut mit seiner Maori-Halskette. Dieses Mal liess Mallard ihn gewähren und erklärte, ein Komitee werde sich am Abend mit dem Thema befassen. Dieses sprach sich schliesslich dafür aus, auch die Geschäftskleidung anderer Kulturen als der britischen Tradition zuzulassen. Die Entscheidung sei nicht einstimmig, aber doch mit Mehrheit gefallen, teilte Mallard mit. Seither ist in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #no2tie eine heisse Diskussion über das Thema entbrannt.
Nach dem Wahlsieg von Ministerpräsidentin Jacinda Ardern im vergangenen Herbst ist Neuseelands Parlament so divers wie nie. Aussenministerin ist die Maori Nanaia Mahuta. Ardern selbst war 2018 zu einem Dinner im Buckingham Palace in London in einem Kahu huruhuru erschienen - einem Maori-Federmantel.
(SDA)