Zwei Frauen griffen am Montagmorgen das schwer gesicherte US-Konsulat im Viertel Istinye im europäischen Teil der Stadt an. Die zwei Angreiferinnen konnten zunächst flüchten. Eine von ihnen wurde nach Behördenangaben kurze Zeit später verletzt festgenommen. Ausser der Angreiferin wurde bei dem Angriff niemand verletzt.
Hinter dem Angriff auf das US-Konsulat steckte aber offenbar die linksradikale Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front DHKP-C. Die DHKP-C bekannte sich im Internet zu dem Attentat und bezeichnete die USA als Erzfeind der Völker im Nahen Osten.
Die Nachrichtenagentur Dolgan meldete, eine der Attentäterinnen habe wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der von der Türkei und den USA als Terrororganisation eingestuften Gruppe im Gefängnis gesessen. Die DHKP-C hatte sich 2013 zu einem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara bekannt, bei dem ein türkischer Wachmann getötet wurde.
In der Nacht zum Montag verübte ein Selbstmordattentäter einen Autobombenanschlag auf eine Polizeiwache im Stadtteil Sultanbeyli im asiatischen Teil Istanbuls, wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Dabei starb der Attentäter, zehn Polizisten wurden verletzt.
Wenige Stunden danach gerieten Beamte der Spurensicherung unter Beschuss. Daraufhin entwickelte sich ein stundenlanges Feuergefecht zwischen Polizisten und den Angreifern, bei dem laut Behörden zwei Angreifer und ein ranghoher Polizist getötet wurden. Zu dem Angriff auf die Polizeiwache bekannte sich bisher niemand.
Im Südosten des Landes wurden bei einem Bombenanschlag in der Region Silopi in der an den Irak und Syrien grenzenden Provinz Sirnak mindestens vier türkische Polizisten getötet, wie die Nachrichtenagentur Dogan meldete. Örtliche Medien machten kurdische Rebellen für das Attentat verantwortlich.
Ein Soldat wurde zudem laut Dogan getötet, als PKK-Kämpfer einen Armeehelikopter angriffen, der Soldaten in den Distrikt Beytussebap in Sirnak bringen sollte.
Die Serie von Angriffen erfolgte inmitten der Konfrontation zwischen türkischer Armee und der PKK sowie kurz nachdem die USA am Sonntag Kampfjets auf dem türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik für ihre Luftangriffe gegen die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) in Syrien stationiert hatten.
Washington hatte den Nato-Verbündeten Türkei seit langem gedrängt, sich am Kampf gegen den IS zu beteiligen, worauf Ankara ausweichend reagiert hatte.
Diese Haltung änderte sich nach einem Anschlag auf ein prokurdisches Treffen mit 32 Toten in der türkischen Stadt Suruc, für den die türkische Regierung den IS verantwortlich machte. Die Türkei flog daraufhin einige Luftangriffe gegen den IS in Syrien.
Gleichzeitig begann die Regierung mit Luftangriffen auf PKK-Stellungen im Nordirak. Dabei wurden nach amtlichen türkischen Angaben bisher 390 Kurdenkämpfer getötet. Die PKK spricht dagegen von geringen eigenen Verlusten, allerdings seien viele Zivilisten getötet worden. Bei landesweiten Razzien nahm die Polizei in den vergangenen Wochen zudem mehr als 1300 kurdische und linke Aktivisten fest.
Die PKK und die Türkei hatten nach dem Anschlag in Suruc ihren 2013 geschlossenen Waffenstillstand aufgekündigt. Die kurdischen Rebellen geben Ankara eine Mitschuld an dem Attentat und begannen mit einer neuen Welle von Angriffen und Anschlägen auf türkische Polizisten und Soldaten. (SDA)