«Wir sind eine Regierung des Volkes», sagte der Linkspolitiker nach seiner Vereidigung am Mittwoch im Kongress in Lima. «Peru wird nun von einem Bauern regiert.» Der frühere Dorfschullehrer versprach «eine neue Verfassung und ein neues Peru».
In seiner Antrittsrede kündigte er zudem die Schaffung von einer Million Arbeitsplätze in einem Jahr, staatliche Hilfen für arme Familien und Investitionen in den Bildungssektor an. «Wir wollen ein wohlhabenderes und gerechteres Land aufbauen.» Zudem sagte er eine Reform des Gesundheitswesens und den Bau neuer Krankenhäuser in den ländlichen Regionen Perus zu.
Der Lehrer, Bauer und Gewerkschafter Castillo hatte bis zu seiner Wahl zum Präsidenten noch nie ein politisches Amt inne. Die Herausforderungen für den neuen Staatschef sind enorm: Peru leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie. Es gehört zu den Ländern mit der höchsten Sterblichkeitsquote weltweit, zudem brach die Wirtschaft um 12,9 Prozent ein. Das vergangene Jahr war von einem erbitterten Konflikt der Regierung mit dem Kongress geprägt.
Das knappe Wahlergebnis machte zudem deutlich, wie tief gespalten Peru ist. Castillo rief seine Landsleute zu einem gemeinsamen Neuanfang auf. «Wir müssen die ideologischen Differenzen, politischen Positionen und Interessen beiseite lassen, um unser Land aus der schweren Krise zu führen, die uns belastet.»
Castillo hatte sich in einer Stichwahl nur ganz knapp gegen die Rechtspopulistin Keiko Fujimori durchgesetzt. Die Tochter des wegen Menschenrechtsverletzungen inhaftierten Ex-Machthabers Alberto Fujimori (1990-2000) legte daraufhin eine Reihe von Beschwerden ein. Erst in der vergangenen Woche war Castillo offiziell zum Wahlsieger erklärt worden.
Ob Castillo seine politischen Ideen umsetzen kann, ist allerdings unklar. Seine marxistisch-leninistische Partei Perú Libre verfügt im Kongress über keine Mehrheit. Castillo muss also Allianzen schmieden, um seine Agenda durchzubringen.
Mit seinem Amtsantritt könnte aber tatsächlich ein anderer Wind im Regierungsviertel von Lima wehen. Trotz eines grossen Anteils Indigener an der peruanischen Bevölkerung wurde das Land bislang grösstenteils von den weissen Eliten gesteuert. Castillo hingegen ist auf einem Bauernhof in Cajamarca in den Anden aufgewachsen, seine Eltern waren Analphabeten.
Er weiss aus eigener Erfahrung, dass die Bauern und Indigene von dem beachtlichen Wirtschaftswachstum Perus der vergangenen Jahre kaum profitierten und oft immer noch in bitterer Armut leben. Künftig sollen Gewinne beispielsweise aus dem Bergbau stärker den Regionen zugute kommen, sagte Castillo. «Wenn ein Projekt keine sozialen Gewinne abwirft, wird es nicht umgesetzt.»
Der Linkspolitiker nutzte seine Antrittsrede aber auch, um Ängste vor einer allzu radikalen Agenda zu zerstreuen: «Wir wollen keine Wirtschaftszweige verstaatlichen, das Privateigentum ist garantiert.» Wirtschaftsminister in seinem Kabinett soll dem Vernehmen nach der eher gemässigte Ökonom Pedro Francke werden.
Auch symbolisch will sich Castillo von seinen Vorgängern absetzen. Er werde nicht vom Präsidentenpalast aus regieren, kündigte er an. «Wir müssen mit den kolonialen Symbolen brechen, um die Fesseln der Herrschaft zu sprengen, die seit so vielen Jahren bestehen.» Schon der spanische Konquistador Francisco Pizarro residierte in einem Gebäude an der Stelle des heutigen Präsidentenpalastes.
(SDA)