Hier bestaunt Richard Branson die Erde aus dem All
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10 Minuten für die Ewigkeit:Hier bestaunt Richard Branson die Erde aus dem All

Neues Geschäftsmodell?
Darum erobern gerade Milliardäre das Weltall

Sie haben viel Geld. Und sie wollen auf eigene Faust ins Weltall. Branson, Musk und Bezos. Die drei Milliardäre tüfteln an eigenen Raketen. Was steckt hinter diesem Weltraum-Hype?
Publiziert: 12.07.2021 um 10:35 Uhr
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Freude bei Richard Branson und seiner Crew.
Foto: imago images/ZUMA Wire

Sie wollen hoch hinaus – und zwar in den Weltraum. Drei Milliardäre liefern sich gerade einen Wettlauf ins All. Im Moment liegt Richard Branson (70) vorn. Der britische Unternehmer verliess am Sonntag mit seinem Raumflugzeug VSS Unity in den USA den Erdboden, um in rund 80 Kilometern Höhe die Grenze zwischen Atmosphäre und Weltraum zu erreichen.

Nach rund einer Stunde landeten Branson und seine fünf Begleiter, darunter zwei Piloten, wieder auf der Erde. Seine Konkurrenten dürften die Mini-Reise ins All mit Argusaugen verfolgt haben. Schliesslich wollen Amazon-Gründer Jeff Bezos (57) und Tesla-Chef Elon Musk (50) auch ins All fliegen.

Am 20. Juli wird Bezos mit seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin den Trip in den Weltraum wagen. Er will unter anderen seinen Bruder und eine 82-jährige ehemalige US-Pilotin auf den Jungfernflug in den Weltraum mitnehmen.

So weit ist Musk mit seiner Firma Space X noch nicht. Er hat bislang nur Astronauten gen Himmel geschossen. Aber auch er will unbedingt anderen Menschen den Traum vom All ermöglichen.

Ticket für 28 Millionen US-Dollar verkauft

Was steckt hinter diesem Wettrennen? Ganz einfach: Geld. Jede Menge Geld. Alle drei Milliardäre haben das gleiche, grosse Ziel: Weltraumtourismus. Wohin die Reise geht, lässt sich gut bei Jeff Bezos erkennen. Er hat einen Platz in seiner Kapsel für den Flug am 20. Juli bereits an eine bislang unbekannte Person verkauft. Kostenpunkt für das Ticket: 28 Millionen US-Dollar!

Deutlich günstiger will Branson die Flüge ins All anbieten. Hier sollen die Tickets 250'000 US-Dollar kosten. Für den Anfang. Der Brite will irgendwann jedem eine kurze Reise in den Weltraum ermöglichen.

Im Moment hat Bransons im kosmischen Wettlauf die Nase vorn. Und dass, obwohl man sich die Frage stellen könnte, ob der Brite tatsächlich im Weltraum war. Eine klare Definition, wann die Erde aufhört und das All beginnt, gibt es nämlich nicht.

Musk will den Mars besiedeln

Der Internationale Luftfahrtverband (FAI) und viele andere Experten sehen zwar 100 Kilometer über der Erde als Grenze zum Weltraum an, es gibt jedoch keine verbindliche internationale Regelung. So haben auch Soldaten der US Air Force die Bezeichnung Astronaut erhalten, obwohl sie nur in eine Höhe von 50 Meilen (80,5 Kilometer) geflogen waren. Zum Vergleich: Die internationale Raumstation ISS befindet sich etwa 400 Kilometer über der Erdoberfläche.

Ob jetzt 80, 100 oder gar 400 Kilometer – Elon Musk denkt weiter. Der Tesla-Chef will den Mars besiedeln. Der Planet ist von der Erde mehrere Millionen Kilometer entfernt. Auch Bezos träumt von der Besiedelung des Weltalls, glaubt, dass dereinst Millionen von Menschen im Weltraum leben und arbeiten werden. Pro Jahr steckt Bezos rund eine Milliarde US-Dollar in das Unternehmen.

Astronauten müssen eigenen Urin trinken

Der Weltraumtourismus ist das eine, die Eroberung eines neuen Planeten das andere. Das ist für die Milliardäre mehr als nur ein Geschäftsmodell. Sie würden das Schicksal der Menschheit neu bestimmen. Ausserdem dürften die Ambitionen der Superreichen eine Art Flucht vor den Problemen auf der Welt sein. Einfach von vorne beginnen. Ohne Corona, Klimawandel, Umweltverschmutzung. Und: Gesetze. Aber das ist noch weit entfernte Zukunftsmusik.

Denn momentan ist ein Leben im All nicht gerade angenehm. Astronauten, die sich gerade auf der ISS befinden, essen Flüssignahrung und müssen ihren ihren eigenen, aber immerhin aufbereiteten Urin trinken, um Wasser zu sparen.

Dann doch lieber Weltraumtourismus im Kleinen. Für ein paar Minuten Schwerelosigkeit und wieder zurück auf die Erde. Nächste Woche wird Jeff Bezos mit seiner Rakete starten. Und auch Elon Musk ist nicht untätig. Während Branson und der Amazon-Gründer sich nur bis zu 100 Kilometer von der Erde entfernen, will der Tesla-Chef drei Weltraum-Touristen zur ISS schicken. Damit wäre Musk seinen Konkurrenten wieder voraus. (jmh)


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