Bedrohliches Hochwasser in Deutschland
Landkreis Mansfeld-Südharz ruft Katastrophenfall aus

Die Hochwasserlage hält Deutschland und vor allem Niedersachsen auch am Samstag weiter in Atem. Zahlreiche Pegel zeigten weiterhin die höchste Warnstufe an den Flüssen an. Zudem zogen in der Nacht auf Samstag erneut Regenschauer über den Norden.
Publiziert: 30.12.2023 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2023 um 18:25 Uhr
Ehrenamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr besprechen sich in Hodenhagen im deutschen Bundesland Niedersachsen auf der Zufahrt zum Serengeti-Park. Die Hochwasserlage bleibt in vielen Regionen Niedersachsens angespannt.
Foto: Philipp Schulze

In den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Verden erwarten die Verantwortlichen erst in der Neujahrswoche sinkende Pegelstände. An der Aller war die Situation weiter kritisch: In Verden/Aller stieg das Wasser weiter an, wie die Kreisfeuerwehr am Freitagabend mitteilte. Auch die Stadt Celle und die benachbarte Gemeinde Winsen/Aller warnten vor Ausfällen der Energieversorgung und des Mobilfunk-Netzes, weil der Pegelstand der Aller weiter steigen soll.

In Lilienthal (Landkreis Osterholz), unmittelbar an der Landesgrenze zu Bremen, sei die Lage unverändert angespannt, teilte die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Stade am späten Freitagabend über eine amtliche Gefahreninformation mit. Bereits evakuierte Bereiche dürfen weiterhin nicht betreten werden. Mehrere Strassen in der Gemeinde waren ohne Strom.

Landrat geht von erheblichen Schäden aus

Den Katastrophenfall ausgerufen hat wegen des anhaltenden Hochwassers mittlerweile der Landkreis Mansfeld-Südharz im Bundesland Sachsen-Anhallt. Wie Landrat André Schröder am Samstag mitteilte, sei die Entscheidung durch die lange Dauer der Abwehrmassnahmen gegen die Hochwasserlage in grossen Teilen des westlichen und südlichen Landkreis begründet.

Es müsse bereits jetzt von erheblichen Schäden ausgegangen werden, obwohl die Talsperre Kelbra ihre Wasserabgabe derzeit nicht erhöht, so Schröder weiter. Nun müssten weiter konkrete Schutzmassnahmen umgesetzt werden, um die Sicherheit der Anwohnerinnen und Anwohner gewährleisten zu können. Durch die Ausrufung des Katastrophenfalls kann der Landkreis nun auch überörtliche Hilfe, beispielsweise von der Bundeswehr, anfordern.

Flussabwärts der Weser werden die Pegelstände nach Einschätzung des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in den nächsten Tagen noch weiter ansteigen. Insbesondere im unteren Verlauf der Mittelweser könne daher noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden. Von Samstag- bis Sonntagmorgen soll der Regen laut dem Deutschen Wetterdienst zunächst etwas nachlassen.

«Klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird»

Das Technische Hilfswerk (THW) stellte sich auf einen Einsatz in den Hochwasser-Gebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. «Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird», sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner am Freitag in Berlin. «Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche.» Sie seien massiv aufgeweicht. Täglich seien etwa 1000 Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterwegs.

Die Stadt Celle appellierte an Menschen, Sperrungen ernst zu nehmen und nur in die Stadt zu reisen, wenn es unbedingt notwendig sei. «Durch wachsenden «Hochwassertourismus» und Verkehr werden Rettungskräfte vielerorts am Durchkommen gehindert.» Auch die Feuerwehr Verden berichtete von störenden Katastrophentouristen. Der Landkreis Osterholz befürchtet darüber hinaus, dass zu Silvester viele Schaulustige im Hochwassergebiet unterwegs sein werden.

Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten. In der Stadt Oldenburg gilt ein Betretungsverbot für Deiche, das mit bis zu 5000 Euro geahndet wird.

Verspätungen und Streckensperrungen im Zugverkehr erwartet

Aufgrund der Witterung und des Hochwassers müssen sich Bahnreisende länger als geplant auf Verspätungen und Streckensperrungen einstellen. Die Verbindung zwischen Oldenburg und Osnabrück sei wegen des Hochwassers nach wie vor eingeschränkt, sagte eine Sprecherin der Nordwestbahn am Freitag.

An den Talsperren im Harz sinken indes die Füllstände weiter. Derzeit wird dort nicht mehr Wasser über den Notüberlauf abgegeben, wie ein Sprecher der Harzwasserwerke am Freitag sagte. Die Lage sei allerdings weiter angespannt, da noch immer zu viel Wasser in den Reservoirs sei. Die Harzwasserwerke hoffen auf trockenes Wetter, um die Talsperren weiter ablassen und dadurch den Hochwasserschutz gewährleisten zu können. (SDA)

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